Deutscher Freidenker-Verband – Rheinland-Pfalz / Saarland

Corona, Klima, Kriegstüchtigkeit: Die Große Abzocke

Donnerstag, 09. Oktober 2025 von DFV-RPS (DRR)

Rainer Rupp

Vortrag und Diskussion mit Rainer Rupp

  • Was haben das Corona-Manöver, die Klima-Hysterie und das Ziel einer neuen Kriegstüchtigkeit miteinander zu tun?
  • Auf den ersten Blick erkennbar: Einschränkung von Freiheiten und demokratischen Rechten durch Ausnahmezustände.
  • Besonders gravierend sind jedoch die ökonomischen und sozialen Folgen eines großen Raubzuges gegen die Bevölkerung.

 

Der vom US-Imperialismus angeführte „Kollektive Westen“ verliert immer mehr seine Hegemonie in den internationalen Beziehungen. Die Staatsverschuldung der USA beträgt aktuell fast 37 Billionen US-Dollar, also rund 11 Billionen mehr als das BIP des Landes. Nur durch die Ausgabe von Staatsanleihen ist die Finanzierung des US-Haushalts möglich, die USA lassen sich auf Kredit von anderen Ländern finanzieren. Der Höhenflug des Goldpreises ist Ausdruck eines schwindenden Vertrauens in den Dollar und wertloses „bedrucktes Papier“ allgemein.

Das sich abzeichnende Ende der Dollar-zentrierten Ordnung dokumentiert die Verschiebung globaler Machtverhältnisse. Die BRICS-Staaten und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) markieren die unaufhaltsame Entwicklung in Richtung einer multipolaren Ordnung, in der alle Staaten gleichberechtigt sind. Anders als der IWF vergibt z.B. die SOZ-Bank Kredite nicht unter der Bedingung sogenannter „Reformen“ wie der Kürzung der Staatsausgaben, Privatisierung und Öffnung der Märkte für transnationale Unternehmen, mit der Folge des Verlusts der Staatssouveränität. Durch solche neu entstehenden Strukturen, die Produktion und Handel zum gegenseitigen Vorteil organisieren, verliert die bisher übliche Ausbeutung des sogenannten „Globalen Südens“ (die auch relativen Wohlstand in den Ländern des „Wertewestens“ sicherte), zunehmend an Boden. Um ihre Profitraten zu gewährleisten, bleibt für die „westlichen Eliten“ nur die Alternative, die eigene Bevölkerung noch stärker auszubeuten. Hierbei wurden und werden „Pandemien“, Katastrophenszenarien zur Klimaentwicklung und insbesondere die Lüge einer Bedrohung aus Russland als wichtige Hebel eingesetzt, um die Bevölkerung zur Hinnahme ihrer eigenen umfassenden Verarmung zu konditionieren. Auf sichere und billige russische Energie wird „kriegsbedingt“ verzichtet, astronomische Rüstungsausgaben werden mit Kriegskrediten, also der Überschwemmung mit immer neuem Papiergeld „bezahlt“, tatsächlich werden die Bürger zur Kasse gebeten: Ob durch die Besteuerung der Atemluft, Reduzierung von Gesundheitsversorgung und Pflegestufen, die Einschränkung der Bargeldnutzung, die Einführung der digitalen ID und eines EU-Vermögensregisters.

 

Rainer Rupp

Rainer Rupp ist Volkswirt und Journalist. Von 1977 an lieferte er 13 Jahre lang Dokumente der höchsten Geheimhaltungsstufe aus der „Abteilung für Politische Angelegenheiten“ im Hauptquartier der NATO in Brüssel an die Hauptverwaltung Aufklärung der DDR. Somit wurden die Geheimdienste der Warschauer Vertragsstaaten umfassend über die Truppen, Bewaffnung und Atomkriegsplanung der NATO informiert. Sogar der Spiegel schrieb (30.07.2008), Rainer Rupp „verhinderte damit womöglich einen Atomkrieg.“

Rainer schreibt heute regelmäßig u.a. für RT DE und apolut, er ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes.

 

Wann / Wo:

am Dienstag, den 04. November 2025, 19.00 Uhr

Saalbau Bornheim,
Arnsburger Straße 24,
60385 Frankfurt am Main

 

Flyer der Veranstaltung (pdf)

 

Siehe auch:

KenFM im Gespräch mit: Rainer Rupp (Topas) – Teil 2

 


Bild(er):
Screenshots aus dem Video  „KenFM im Gespräch mit Rainer Rupp

Wir trauern um Karin Gottlieb

Mittwoch, 08. Oktober 2025 von DFV-RPS (DRR)

 

Wir trauern um unsere Freundin und Genossin

 

Karin Gottlieb

23.03.1943 – 26.09.2025

 

Karin wuchs in einem kommunistischen Elternhaus auf, wurde mit 14 Jahren Gewerkschaftsmitglied, als gelernte Goldschmiedin arbeitete sie in mehreren Betrieben und engagierte sich als Betriebsrätin für die Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen. Mit 16 Jahren organisierte sie sich in der kommunistischen Bewegung, war bis zu ihrem Lebensende Funktionärin der DKP sowie zwölf Jahre lang als Stadträtin aktiv.

Von der Wandervogelbewegung der 1950er Jahre an sang Karin bis 2025 in zahlreichen Singegruppen. Die Internationale Solidarität war ihr ein Herzensanliegen – von der Teilnahme an den Weltjugendfestspielen 1962 in Helsinki, den Demonstrationen für die Freilassung von Angela Davis, die Aufnahme von Chilenen nach dem faschistischen Putsch 1973 bis zur Teilnahme an der Solidaritäts- und Arbeitsbrigade der DKP in Matanzas auf Cuba. 1961 war Karin die erste Teilnehmerin aus Idar-Oberstein an den Ostermärschen für Frieden und Abrüstung, sie demonstrierte gemeinsam mit ihrem Mann Dieter gegen den US-Krieg in Vietnam, bei den Demonstrationen gegen die neuen US-Atomraketen in Deutschland waren es mit ihrer Tochter Sonja schon drei Gott liebs. In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt auf Protesten gegen die im Fliegerhorst Büchel gelagerten Atomwaffen und die Kriegszentrale Air Base Ramstein.

Für den Deutschen Freidenkerverband Rheinland-Pfalz / Saarland war Karin jahrzehntelang als stellvertretende Landesvorsitzende und Landesvorstandsmitglied aktiv sowie Gastgeberin vieler seiner-Sitzungen, zuletzt im Juli 2025. Wir verlieren mit Karin eine starke und mutige
Frau, eine bescheidene und liebenswerte Genossin.

Karin Gottlieb auf dem linken Liedersommer 2023

Die Trauerfeier und Bestattung findet am Freitag, 17.10.2025 um 14.00 Uhr auf dem Friedhof Allmerich in Oberstein statt.

 

Deutscher Freidenker-Verband
Verbandsvorstand
Landesverband Rheinland-Pfalz / Saarland

 


Bild(er): Pexels, RDNE Stock Project (https://www.pexels.com/de-DE/lizenz/); Karin Gottlieb auf dem linken Liedersommer 2023. Foto: Renate Popp

 

Veranstaltungen der NachDenkSeiten-Gesprächskreise in der Region im November 2025

Samstag, 04. Oktober 2025 von DFV-RPS (DRR)

Jürgen Mietz: Warum ist die Friedensbewegung keine Massenbewegung?

Samstag, 04. Oktober 2025 von DFV-RPS (DRR)

Empfehlung einer Analyse von Jürgen Mietz (auf Free21)

Friedensdemo im Bonner Hofgarten 1981

Friedensdemo im Hofgarten Bonn, 10. Oktober 1981

 

Vorbemerkung (Red.):

Die Friedensbewegung der 1980er Jahre war eine kraftvolle, breite gesellschaftliche Strömung, die in Deutschland Hunderttausende bis Millionen Menschen mobilisieren konnte. Mit Aktionen wie dem „Krefelder Appell“, der rund vier Millionen Unterschriften sammelte, übte die Bewegung einen enormen gesellschaftlichen Druck aus. Dieser führte zu einem gewissen Umdenken bei Parlamentariern, wie der langjährige CDU-Abgeordnete Willy Wimmer beobachtete. Aber auch zu einer veränderten Strategie von Seiten der USA, die die „Abtrünnigen“ z. B. über Think-Tanks wieder „ins Boot holte“.

Heute, in einer Zeit multipler internationaler Krisen, in denen eine geeinte Friedensbewegung mehr denn je nötig wäre, bleiben Demonstrationen wie jüngst am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart daher eher klein, eine vergleichbar schlagkräftige, einheitliche „Massenbewegung“ bleibt bisher aus. Das friedenspolitische Lager ist tief gespalten.

Die heutige Fragmentierung und Schwäche der Bewegung ist vor allem ein Ergebnis einer verengten öffentlichen Debatte. Während alternative Analysen und friedenspolitische Stimmen in YouTube-Kanälen wie Neutrality Studies und Dialogue Works oder auf Plattformen wie NachDenkSeiten, Apolut, Free21 und Freidenker zwar präsent sind, erreichen sie den breiten gesellschaftlichen Mainstream nicht: Eine lebendige, kontroverse Debatte über die Ursachen von Konflikten und gangbare Wege zum Frieden wird an den Rand gedrängt. Ihre Protagonisten werden verleumdet oder mittlerweile auch schon juristisch verfolgt. Stattdessen herrscht in weiten Teilen der Leitmedien ein Deutungsrahmen vor, der komplexe geopolitischen Realitäten vereinfacht und verdreht und keinen Raum für alternative Perspektiven lässt. Dieser angebliche Konsens, der nicht auf echter Information, sondern auf einander verstärkenden Narrativen beruht, verwirrt die Bevölkerung und bewirkt eine Abwendung vom politischen Geschehen. Diese „Kriegserklärung ohne Waffen an die Bevölkerung“ wird von ihr jedoch mehrheitlich nicht erkannt bzw. geleugnet.

Zugleich betreiben die Nato-affinen, von jahr(zehnt)e-langer Manipulation durch Think-Tanks geformten Politiker Europas eine von Tag zu Tag wachsende, immer gefährlichere Kriegsrhetorik. Der US-amerikanische Ex-Botschafter Chas Freeman spricht in diesem Zusammenhang beispielsweise von einer „Koalition der Verblendeten“ (anstatt der „Koalition der Willigen“).

Diese intellektuelle Blase, die eine kritische Masse an Menschen in einem eingeschränkten Informationskosmos hält, muss platzen – so Chas Freeman, um Raum für eine echte, ergebnisoffene Friedensdiskussion zu schaffen.

Vor diesem Hintergrund entwickelt Jürgen Mietz seine hervorragende Analyse.  Auf Free21.org spürt er mit der dringenden Frage: „Warum ist die Friedensbewegung heute keine Massenbewegung mehr?“, genau dieser komplexen und für unsere Zeit so zentralen Frage nach und liefert Antworten:

 

Warum ist die Friedensbewegung keine Massenbewegung?

Der desolate Zustand der Friedens- und Protestbewegung gegen Krieg und Aufrüstung ist Zeichen eines abgestorbenen gesellschaftlichen Dialogs, eines Endes von demokratischem Engagement und zivilisatorischem Fortschritt, von dem man glauben mochte, seit 1968 sei man dabei, ihn in kleinen Schritten gewonnen zu haben.

Was geschah in den letzten 40 Jahren – aber auch in den Jahrzehnten zuvor, denn die Nachkriegszeit dürfen wir nicht übergehen –, dass dieses Ergebnis möglich wurde? Erst wenn wir diese Entwicklung verstehen, wird die Friedensbewegung Aussicht haben, Zulauf und Sympathien zu bekommen. Ansonsten wird es dabei bleiben, dass eine klein bleibende Friedensbewegung leerdreht und zum demokratischen Feigenblatt degeneriert.

Konnten sich einst Proteste noch an Politikern, Intellektuellen, an Personen mit einem Renommee anlagern und entfalten und damit eine sich selbstverstärkende Resonanz erzeugen, so fällt dieser Impuls heute weg. Konnten die einstigen Protestbewegungen auf dem prägenden Untergrund von noch hautnahen Kriegserfahrungen, von Lehren, die man zu ziehen hoffte, von einer Emphase des Neubeginns Dynamik entfachen, haben sich die „Bodenverhältnisse“ heute geändert. Sie sind glatt und rutschig geworden, das Sensorium ist darauf gerichtet, einen legitimierten Korridor nicht zu verlassen und ansonsten das, was man denkt und fühlt, als Geheimnis zu behandeln [1].

1. Zielstrebige Illusionierungsarbeit der Eliten

Protest- und Friedensbewegungen haben es versäumt, zentrale Veränderungen im gesellschaftlichen Gefüge der letzten Jahrzehnte zu begreifen und über sie zu reden, sich darüber zu streiten, welche Strukturen und Triebkräfte die Gesellschaft bewegen. Insofern ist die Friedensbewegung Abbild der Gesellschaft und selbst in einem bedrohlichen Zustand des (Nicht-)Erkennens gesellschaftlicher Entwicklungen verfangen. Man könnte auch sagen: Sie (Friedensbewegung und Gesellschaft) haben die eigene Bildungs- und Reflexionsarbeit aufgegeben oder gar nicht erst begonnen. Beide befinden sich in einem ständigen Zyklus der Selbstberuhigung und der Bestätigung dessen, was ist. Die zerstörende Kraft des profitsüchtigen Kapitalismus und seine unterstellte Unumgehbarkeit, wie auch der in sich zusammengefallene Sozialismus scheinen alles radikale (an die Wurzeln gehende) Denken obsolet gemacht zu haben.

Die Eilfertigkeit, mit der Putin aus der Friedensbewegung heraus zum Kriegsverbrecher gestempelt wird, ist ein Hinweis darauf, wie mürbe die Unabhängigkeit der Friedensbewegung geworden ist. Die zahlreichen Verbrechen des sog. wertebasierten Westens, des westlichen, kolonialbasierten Kapitalismus, bleiben unerwähnt und werden verleugnet. Man könnte glauben, dass darin keine Quellen für Kriege, Krisen und Katastrophen liegen. Verzicht auf politökonomische und geopolitische Analysen scheinen zum Mittel geworden zu sein, um es sich mit den Herrschenden oder auch den ratlosen, verwirrten Massen, die man gewinnen will, nicht zu verderben. Zudem versucht man sich darin, dem staatlicherseits ausgerufenen Antifaschismus und einem sog. Kampf gegen rechts gerecht zu werden. Aber hat die Friedensbewegung dadurch an Resonanz gewonnen?

2. Offensichtlich hat in der Friedensbewegung das stattgefunden, was auch in der Gesellschaft stattfand – Anpassung

Was man als Übergang zu einer neoliberalen und postindustriellen Gesellschaft bezeichnen könnte, griff tief in die psychischen Apparate der Menschen ein. Die Menschen lernten, sich selbst und die Welt mit einem anderen Blick, dem der Konkurrenz, der Entsolidarisierung und des Marktes zu sehen. Ihr Denken und Fühlen wurde aus scheinbar stabilen Strukturen herausgerissen, die ihnen Wohlstand, soziale Sicherheit und Frieden versprachen und, verglichen mit heute, tatsächlich auch geboten hatten. Und nun wurde ihnen erzählt, dass das alles gefährdet sei, wenn sie sich nicht neoliberalen Forderungen unterwerfen würden.

Ihren Aufgaben und Pflichten in der Sozialen Marktwirtschaft der Nachkriegszeit nachzukommen (und von ihr zu profitieren), hatte die Menschen glauben lassen, so etwas wie Klassenkampf sei überwunden, ihre Bravheit und ihr Einverständnis mit den Eigentumsverhältnissen, die Absage an jeden widerständigen, rebellischen Geist würden belohnt werden. Sozialpartnerschaft zwischen den Besitzenden und Besitzlosen sei möglich. So schon frühzeitig von Kapitalbesitzern und ihren politischen Vertretern auf nächste Schritte eingestimmt, erwarteten nicht wenige aus der Gruppe der arbeitenden Menschen das Paradies der flachen Hierarchien, die Freisetzung und Nutzung ihres unternehmerischen Geistes (wenngleich bei reduzierten Arbeitnehmerrechten). Dafür nahmen sie den Abbau von Gemeinwohlstrukturen hin, glaubten an die Segnungen von Privatisierungen und ÖPP (öffentlich-private Partnerschaft). So vollzog sich der neoliberale Coup. Eigentlich war schon das eine Kriegserklärung ohne Waffen an die Bevölkerung, die diese aber mehrheitlich leugnete.

Weiterlesen (bei Free21): https://free21.org/warum-ist-die-friedensbewegung-keine-massenbewegung/

 

Layoutetes pdf zum Herunterladen, ausdrucken und weiterverbreiten 

 

Jürgen Mietz

Jahrgang 1949, ist Diplom-Psychologe. Arbeitete bis 2014 als Schulpsychologe und Supervisor in Nordrhein-Westfalen und Hamburg. Gründete einen Berufsverband mit und beteiligte sich viele Jahre an Vorstandstätigkeit. Er bloggt gelegentlich und mit abnehmender Tendenz unter schulpsychologie-mietz.com (oder schulpsychologie.wordpress.com). Und verfolgt mit Grausen das nahezu vollständige Zusammenspiel der organisierten Psychologie mit der Macht (https://www.nachdenkseiten.de/?p=124625; Die Beugsamen, 2022 bei epubli.com) und freut sich um so mehr, wenn Psychologinnen und Psychologen eine subjektorientierte Psychologie stärken und historische Ansätze zur Förderung des Verstehens nutzen, gesellschaftsbewusst analysieren und beraten.

 


Bild(er): Massale vredesdemonstratie in Bonn tegen de modernisering van kernwapens, 10 Oktober 1981, Rob Bogaerts / Anefo, CC0, via Wikimedia Commons; „Nie wieder Krieg“, Friedensdemonstration im Berliner Lustgarten am 10. Juli 1922. (Foto: National Photo Company, Wikimedia Commons, gemeinfrei)

 

Nie wieder Krieg – kostenloses Buch von Michael von der Schulenburg

Freitag, 03. Oktober 2025 von DFV-RPS (DRR)

Red.

Anlässlich des 80. Jahrestags des Inkrafttretens der UN-Charta am 24. Oktober 2025 hat Michael von der Schulenburg ein kompaktes Taschenbuch verfasst unter dem Titel: 

„Nie wieder Krieg! – Die Charta der Vereinten Nationen“

Lgog UN

 

In seiner langjährigen Arbeit als UN-Diplomat – in Konfliktregionen von Haiti über Iran und Irak bis nach Sierra Leone und Afghanistan – war die Charta der Vereinten Nationen für Michael von der Schulenburg stets die Grundlage, um Frieden zu schaffen. Heute, als EU-Abgeordneter (BSW), sieht er ihre Bedeutung dringlicher denn je:

„Gerade in Zeiten von Aufrüstung, Kriegstreiberei und nuklearer Bedrohung brauchen wir sie als verbindliches Fundament für eine weltweite Friedensordnung.“

In sechs Artikeln untersucht er verschiedene Aspekte der UN-Charta in der heutigen Welt. Er analysiert er die Eskalation der Kriege in der Ukraine und im Iran, skizziert Wege zu einer multipolaren Friedensordnung und legt dar, welche Risiken aus Deutschlands ambivalentem Verhältnis zur UN-Charta entstehen. Sowohl Politiker als auch Bürger sollten sich nicht von Kriegsgeschrei beeinflussen lassen, sondern sich erneut auf die unveränderlichen Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen besinnen.

Das Buch kann als PDF und als E-Book (demnächst) auf Deutsch und Englisch kostenlos von der Webseite des Europäischen Parlaments unter www.bsw-ep.eu heruntergeladen werden.:

Buchcover Michael von der Schulenburg

pdf deutsch

pdf englisch

Michael von der Schulenburg freut sich über eine Weiterempfehlung bzw. Weitergabe.

Auch Rückmeldungen an ihn (Kontaktformular BSW im EU- Parlament) sind sehr willkommen.

 

Michael von der Schulenburg

Michael von der Schulenburg

Ehem. Beigeordneter Generalsekretär der Vereinten Nationen, war über 34 Jahre lang in leitender Funktion in UN-Friedensmissionen in
vielen Kriegsgebieten der Welt im Einsatz, unter anderem in Afghanistan, Haiti, Pakistan, Iran, Irak und Sierra Leone sowie auch in Syrien,
Somalia, Zentralasien, auf dem Balkan und in der Sahel-Region. Er ist Autor zahlreicher Artikel über den NATO/Ukraine-Russland-Konflikt und über Ansätze für Verhandlungen. 2024 wurde er fürs BSW ins EU-Parlament gewählt.

 


Bild(er): Joowwww, Public domain, via Wikimedia Commons; Buchcover Michael von der Schulenburg

Veranstaltungen der NachDenkSeiten-Gesprächskreise in der Region im Oktober 2025

Sonntag, 28. September 2025 von DFV-RPS (DRR)

NDS-Gesprächskreise

Veranstaltungen der NachDenkSeiten-Gesprächskreise in der Region im Oktober 2025:

02.10.25 Mannheim:

Albrecht Müller: Friedensfähig statt kriegstüchtig

16.10.25 Limburg:

Rüstung, Rüstung über alles: Bildung, Infrastruktur, Rente, Sozialleistungen,…

29.10.25  Speyer:

Reinhard Hesse: Wege zur Völkerverständigung

 

Alle Veranstaltungen der NachDenkSeiten-Gesprächskreise

 


NachDenkSeiten-Gesprächskreis Mannheim:

Friedensfähig statt kriegstüchtig. Gedanken über eine neue Sicherheitspolitik in Europa – das Erbe Willy Brandts

Redner/Diskussionspartner: Albrecht Müller

Albrecht Müller ist ehemaliger Planungschef im Bundeskanzleramt unter  Willy Brandt und Helmut Schmidt und Herausgeber der NachDenkSeiten.

 

Informationen zur Veranstaltung

Wann / Wo:

am  Donnerstag, den 02. Oktober 2025 um 18:30 Uhr, Einlass 18:00 Uhr

Bürgerhaus MA-Neckarstadt-West
Lutherstraße 15-17
68169 Mannheim

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten

 

Siehe auch: Kurzvorstellung und Diskussion zum Buch „Die Revolution ist fällig“ von Albrecht Müller


NachDenkSeiten-Gesprächskreis Dietz – Limburg – Bad-Camberg:

lädt zum NachDenkSeiten-Gesprächskreis ein. Thema diesmal:

Rüstung, Rüstung über alles:

Bildung, Infrastruktur, Rente, Sozialleistungen,…

„Wir“ sollen den Gürtel enger schnallen – aber wer kann das noch? Für die Regierungsparteien sind die Profite der Rüstungskonzerne wichtiger als die
Lebensumstände der Menschen, die sie gewählt haben…

Wollen die Verantwortlichen (?) wieder einen (nicht gewinnbaren) Krieg führen?

Wir freuen uns auf eine interessante und hoffnungsvolle Gesprächsrunde.

Wann / Wo:

am Donnerstag, den 16. Oktober 2025 um 19:00 Uhr

im Restaurant Roseneck
in 65549 Limburg, Plötze 11

 

Mit nachdenklichen Grüßen
eure Gesprächskreis – Koordinatoren
Uli Lenz + Heinz Mauelshagen – sowie Wolf-Günther Gerlach, Birgid Kubin, Klaus Habel
info@uli-lenz.de heinz.mauelshagen@kabelmail.de

P.S. Unser NachDenkSeiten – Gesprächskreis trifft sich in der Regel jeden 3. Donnerstag im Monat.

Bitte vormerken: Am Freitag, 14.11. kommt Karin Leukefeld nach Limburg.
Thema: Seit mehr als 100 Jahren – Akteure und ihre Interessen im Krieg um Palästina

Weitere nachdenkliche Termine in der Region Rhein-Main findet ihr unter „Termine“:
https://nachdenken-in-frankfurt.de/

 


NachDenkSeiten-Gesprächskreis Speyer:

Wege zur Völkerverständigung

Redner/Diskussionspartner: Prof. Dr. Reinhard Hesse

Völkerverständigung beinhaltet gegenseitigen Respekt, Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Ländern, um Frieden zu fördern und Konflikte zu lösen, und sie ist durch das Grundgesetz geschützt. In Artikel 26 GG werden Handlungen unter Strafe gestellt, die geeignet sind, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören. Insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, ist verfassungswidrig. Und Artikel 9 GG verbietet Vereinigungen, deren Zwecke oder Tätigkeit sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten.

Ein Weg zur Völkerverständigung ist die Bürger-Diplomatie. Die Freundeskreise von Städte-Partnerschaften z. B. fördern Toleranz und Respekt zwischen Ländern durch Dialog und kulturellen Austausch.

Reinhard Hesse vertritt die Meinung, dass gerade in Krisenzeiten die Kommunikation mit Freunden in Russland enorm wichtig ist. Er wird zum Thema „Wege zur Völkerverständigung“ vortragen.

Die Mitglieder des Freundeskreises Speyer-Kursk werden zu diesem Abend eingeladen, um über ihre jeweiligen Aktivitäten bezüglich Völkerfreundschaft zu berichten.

Reinhard Hesse – Geboren 1945 in Warstein/Westfalen. Promotion in Philosophie, Habilitation in Politikwissenschaft. Bis zur Pensionierung Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie und Ethik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Vorher und zwischendurch Gastprofessuren in Europa, Asien und in Übersee, insbesondere in Brasilien. Seit mehreren Semestern Lehrbeauftragter an der Universität Rostock. Nebentätigkeiten als OSZE-Wahlbeobachter.

Bücher: „Geschichtswissenschaft in praktischer Absicht“, „Die Einheit der Vernunft als Überlebensbedingung der pluralistischen Welt“, „Worum geht es in der Philosophie? Philosophische Grundfragen zwischen Wahrheit und Macht“, „Ich schrieb mich selbst auf Schindlers Liste. Die Lebensgeschichten von Hilde und Rose Berger“, „Karl-Otto Apel. Auf der Suche nach dem letzten Grund“

 

Wann / Wo:

am Mittwoch, den 29.10.2025 um 19:30

Restaurant Delphi-Nebenzimmer
Tullastr. 50
67346 Speyer

Im Anschluss wird Gelegenheit sein zum Austausch und zur Diskussion.

Die Veranstaltung ist kostenfrei; über eine Spende zur Deckung von Kosten freuen wir uns.

 

Aufgrund der begrenzten Sitzplätze bitten wir für den Fall einer Teilnahme um eine kurze Anmeldung per Mail an rowak@gmx.de

Auf Ihren Besuch freuen wir uns.

 


Bild(er): Albrecht Müller im Gespräch zu „Die Revolution ist fällig – Aber sie ist verboten.“ , Homepage Reinhard Hesse, Uni Rostock

Einladung zur DFV-Landesvorstandssitzung 2025

Freitag, 26. September 2025 von DFV-RPS (DRR)

Im November ist es wieder soweit: Der Landesverband Rheinland-Pfalz / Saarland des Deutschen Freidenker-Verbands hält seine jährliche Landesvorstandssitzung in Idar-Oberstein ab. Gäste sind gerne willkommen.

Vorschlag zur Tagesordnung:

 Auswertung und Planung der Arbeit:

    • aktueller Gedanken- und Informationsaustausch
    • Auswertung der Freidenker-Reise nach Köln mit Stadtführung durch Werner Rügemer
    • Presse-Nachtrag/Nachtritt zum Fest der Initiativen in Neustadt a. d. W. und am 8. Juni in Hambach – Auswertung und Schlussfolgerung
    • Freidenker-Liedersommer 2026 / Termin- und Ortssuche /Termin für Vorbereitungstreffen mit Künstlern zur Planung von Ablauf und Inhalt
    • Anschaffung eines neuen Zeltes/Sachstand
    • Kassenstand
    • Sonstiges/Termine/nächste LV-Sitzung des DFV-RPS

Anregungen für weitere Themen bitte an Helmut Schmidt oder an Monika Krotter-Hartmann senden.

 

Wann /Wo:

am Samstag, den 01.11.2025 um 13:00 Uhr

Ort ist zu erfragen bei den Vorsitzenden (s. u.)

 

Mit freidenkerischen Grüßen

Monika Krotter-Hartmann         und             Helmut Schmidt

Vorsitzende                                                         Stellv. Vorsitzender

mkh@freidenker.org                                        helmutschmidt.21@gmx.de

 


Bild(er): KI (Artguru)

Weil ich mich nicht Gesetzen beugte – Über ein Leben in Liedern

Donnerstag, 25. September 2025 von DFV-RPS (DRR)

„Wenn eines Tages eure Panzer durchrosten, werden meine Lieder weiterexistieren.“

Mikis Theodorakis

Gina Pietsch und Fabio Costa zum 100. Geburtstag von Mikis Theodorakis

Gina Pietsch Fabio Costa

Mikis Theodorakis’ Lieder gingen um die Welt als Volkslieder. Sein „Zorbas”, den Anthony Quinn tanzt, scheint der Sirtaki schlechthin. Sein Name ist mit den Kämpfen des griechischen Volkes verbunden wie kein anderer. Sein Leben ist nachzulesen in einer Unzahl von Büchern. Und doch ist zu wenig, was wir wissen über ihn. So erzählen Gina Pietsch und Fabio Costa singend und spielend über ein Leben in Liedern, eben „weil er sich nicht Gesetzen beugte”.

Mikis Theodorakis in Amsterdam

Ein großer Humanist, Widerstandskämpfer und Künstler.

Kein anderer Musiker im 20. Jahrhundert ist so wie er zum Symbol der politischen Opposition gegen Diktatur, Verfolgung und Unterdrückung geworden. Dreimal – unter der Herrschaft der Nazis in Deutschland, im Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und Royalisten und während der Juntazeit – geriet Theodorakis in die Fänge von Faschisten. Er wurde gefoltert, in Konzentrationslagern gefangen gehalten, überlebte mit gravierenden gesundheitlichen Folgen, wurde ins Exil getrieben. Angesichts dieses Leidensweges darf sein musikalischer Kosmos als bleibender Triumph der Hoffnung und künstlerischen Unbeirrbarkeit verstanden werden. Er schrieb Kammermusik, Sinfonien, Kantaten, Oratorien, Hymnen, Opern, Ballett- und Bühnenmusiken und immer wieder für den Film, wie unter anderem für „Alexis Sorbas“, der 1965 mit insgesamt drei Oscars prämiert wurde und durch dessen Musik Theodorakis weltberühmt wurde.

Herausragend sind aber auch seine bahnbrechenden chor-sinfonischen Werke Canto General (1982, Text: Pablo Neruda) und das Oratorium „Axion Esti“ (1960, Text: Nobelpreisgewinner Odysseas Elytis).

Mit seinen Liederzyklen knüpfte er an die griechische Tradition an. Mit ihnen fand er die Form einer musikalischen Sprache, die unabhängig von sozialen Schichten von jedem Griechen verstanden und letztlich von den Menschen geliebt wurde. „Mikis hat mit seinen Liedern nach Gedichten von Ritsos, Seferis und Elytis die Poesie unter die Leute gebracht“, beschrieb es einst die Schauspielerin und frühere Kulturministerin Melina Mercouri. (Interkultur)

 

Wann / Wo:

am Sonntag, den 30. November 2025 um 19.00 Uhr

im TIP – Theater im Pädagog,
Pädagogstr. 5, Darmstadt

Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 8 Euro

 

Veranstalter:

Flyer der Veranstaltung

 


Bild(er): Flyer der Veranstaltung; Wikimedia Commons: Griekse componistdirigent (in_Amsterdam) Mikis_Theodorakis_op_Rembrandtplein

 

Lebe nach unseren Gesetzen

Freitag, 05. September 2025 von DFV-RPS (DRR)

Ein Essay von Sabiene Jahn

Am 31. August 2018 starb Alexander Sachartschenko, Präsident der Volksrepublik Donezk, bei einem Bombenattentat im Café „Separ“. Sieben Jahre später bleibt die Frage, warum ein Bergmannssohn aus dem Donbass zu einer Symbolfigur wurde, deren Botschaft im Westen kaum verstanden wurde.

(Erstveröffentlichung am 4. September 2025 auf globalbridge.ch)

Lebe nach unseren Gesetzen

Donezk im Frühjahr 2018, vier Monate vor dem Attentat. Auf dem Bild (v.l.n.r.): Journalistin Sabiene Jahn, Ministerpräsident der DVR, Alexander Sachartschenko, Dolmetscherin Lilia und die freie Journalistin Biggy.

 

(Wer Sabiene Jahn lieber zuhört als zu lesen, siehe unten)

Am 2. September 2018 stand Donezk still. Zehntausende Menschen säumten die Straßen, Blumen in den Händen, Trauerflor an den Balkonen. Der Sarg Alexander W. Sachartschenkos, Präsident der Volksrepublik Donezk, wurde durch die Stadt getragen. Die Menschen klatschten unaufhörlich in stillem Respekt – ein rhythmischer, gleichmäßiger Beifall, der wie ein Herzschlag durch die Stadt ging. Donezk nahm Abschied von einem Mann, den sie verehrten. Ich hatte ihn vier Monate zuvor kennengelernt. Was mich damals traf, war nicht sein Rang, sondern diese eigentümliche Aura, die ihn umgab. In all dem Schlimmen strahlte er väterliche Ruhe aus. Er besaß Humor, hörte interessiert zu. Seine Stärke lag in einer inneren Gewissheit, die man nur selten bei einem Menschen findet, und in Mut. Für viele Menschen im Donbass wurde Alexander Sachartschenko zur Symbolfigur, weil er etwas tat, was andere Kommandeure vermieden. Er stellte sich selbst in die erste Reihe. „Nach Vorschriften muss das zahlenmäßige Übergewicht beim Angriff mindestens drei zu eins betragen, nach amerikanischen Normen sechs zu eins. Bei uns war es umgekehrt. Wir hatten weniger. Aber wir nahmen Debalzewo in drei Tagen“, erinnerte er sich an einen der bedeutenden Kämpfe.

Auch bei der erbitterten Schlacht um den Hügel Saur-Mogila im Sommer 2014 zeigte sich diese Haltung. „Wenn wir Saur-Mogila verloren hätten, wäre der ganze Süden offen gewesen. Mariupol, Donezk – alles wäre gefallen. Deshalb mussten wir dort bleiben, koste es, was es wolle“. „Saur-Mogila war kein Hügel mehr, sondern ein Kraterfeld. Jeden Tag fielen Dutzende, manchmal mehr. Die Erde selbst war zerfetzt, die Gräben voller Blut“, notierte Prilepin in seinem Tagebuch. Schon im Zweiten Weltkrieg war der Hügel hart umkämpft, jetzt wieder. Ein Kamerad beschrieb ihn: „Er konnte an der Frontlinie stehen, mit Zigarette im Mund, ruhig Befehle geben. Keine Hektik, kein Geschrei“. Seine Führungsweise unterschied sich von jener vieler anderer Kommandeure. Er setzte auf Vertrauen. „Er schrie nicht, er erklärte. Selbst im Gefecht sagte er: ‚Ruhig, Jungs. Wir machen das“. Ein anderer ergänzte: „Er war unbeirrbar. Wenn er sagte: ‚Wir gehen‘, dann gingen alle. Weil man wusste: er geht mit“. Seine größte Angst war nicht zu sterben, sondern dass die Leute ihm nicht folgen würden. „Aber sie folgten – gerade weil er selbst das Risiko trug“. Damit verband sich sein Bild als Held mit einer Haltung: Dasselbe Risiko tragen, das dieselben Männer tagtäglich ihr Leben kostete. Sein Freund, der Schriftsteller Sachar Prilepin, der ihn einige Zeit begleitet hatte, schrieb damals: „Mut – das war er. Ehre – das war er. Sein Herz brannte, sein Blick war geradeaus gerichtet, er wich nicht aus. Er war zu gut für einen Politiker. Er war zu mutig für einen Soldaten. Deshalb wurde er getötet.“

Alexander Sachartschenko wurde am 26. Juni 1976 in Donezk geboren, in einem Viertel namens Ignatjewka. „Dort lebt Arbeitervolk, dort gibt es Straßenleben, manchmal auch das Leben von Banditen“, erinnerte er sich. Er boxte, er rang, trainierte beinahe zweimal täglich. Nach der Schule schloss er das Technikum für Industrieautomation mit Auszeichnung ab, versuchte sich an einem Jurastudium, arbeitete als Elektromechaniker im Bergbau und wurde später Unternehmer. Doch mehr noch als sein beruflicher Weg prägte ihn das Gefühl der Herkunft. Er trug seine Familiengeschichte wie ein inneres Abzeichen. „Die Gene haben gewirkt. Mit der Muttermilch hat man all dies aufgenommen. In unserer Familie gibt es sieben Helden der Sowjetunion. Einer meiner Ahnen erhielt von Suworow einen Silberrubel für den Übergang über die Alpen.“ Der Name Suworow war für ihn kein Zufall. Generalissimus Alexander Suworow (1730–1800) gilt bis heute als größter Feldherr Russlands. Er nahm an sieben großen Kriegen teil, gewann sechzig Schlachten und verlor keine einzige. Berühmt ist sein Satz: „Vor dem tapferen russischen Grenadier kann keine Armee der Welt bestehen.“ Für Sachartschenko war die Erinnerung an diesen Silberrubel kein bloßes Familienerbstück, sondern ein Symbol, dass Mut, Treue und Pflichtbewusstsein Teil des Blutes waren, das er in sich trug. An seinem Gürtel trug er oft einen schweren Kosakendolch. „Das ist nicht mein Dolch“, sagte er, „das ist der meines Ahnen. Ich werde ihn meinem Sohn übergeben.“ In diesem Bild lag seine Haltung. Das Vergangene nicht als Last, sondern als Auftrag zu begreifen.

Jeder Kompromiss wirkt wie Verrat 

Rückblende: Der Frühling 2014 brachte für den Donbass zunächst keine Schlachten, sondern Kundgebungen. Auf dem Leninplatz in Donezk wehten Transparente: „Freiheit für die russische Sprache!“ stand auf einem, „Donbass mit Russland!“ auf einem anderen. Die Menge rief im Chor: „Russland! Russland!“ – und dann: „Russen, vorwärts!“ Prilepin, der als Chronist vor Ort war, notierte in sein Tagebuch: „Die Rufe wurden rhythmisch, sie rollten wie Wellen über den Platz. Es war nicht mehr nur Protest – es war das Erwachen eines Gefühls.“ Wer an diesen Tagen auf dem Platz stand, spürte, dass eine Schwelle überschritten wurde. „Das Wort war gefallen, und es ließ sich nicht zurückholen.“ Eine Frau, die ihre Tochter dabeihatte, erinnerte sich: „Es war wie ein Fest. Sie rief die Parolen mit, schwenkte ihr Fähnchen. Wir fühlten uns plötzlich wie Viele.“ Ein älterer Bergmann sagte: „Wir wussten, dass man uns nicht zuhören würde. Aber wir wollten, dass sie uns wenigstens sehen.“

Doch im Hintergrund veränderte sich die Lage. Der Donezker Andrei Trapeznikow schilderte, wie Studenten „mannschaftsweise“ nach Kiew gebracht wurden, „fast unter Stockschlägen – es musste sein!“ Bald tauchten „Leute besonderer Art“ auf: Sicherheitskräfte, Instruktoren. Jeden Morgen gab es Übungen, „Wand gegen Wand“, dann Schilde, dann Würfe. Schließlich begannen sie, Molotowcocktails zu füllen, sie in Schneehaufen zu verstecken – ganze Batterien, bereit zum Einsatz. Politiker tauchten auf dem Maidan auf, „verteilten Instruktionen, was und wie zu tun sei“.

Der entscheidende Wendepunkt

Noch 2013 dachte Alexander Sachartschenko nicht an Krieg. Gemeinsam mit seiner Frau plante er eine Reise nach Argentinien. „Wir wollten eine Behandlung durchführen lassen, weil wir kein viertes Kind bekommen konnten. Wir hatten drei Söhne, wir wollten eine Tochter.“ Es war ein familiärer Traum, unspektakulär und privat. Doch dieser Plan wurde vom Maidan hinweggefegt. „Ich sagte zu meiner Frau: Wir werden nirgendwohin fliegen. Ich fuhr nach Charkiw, dann nach Kiew. Ich gründete ein Bataillon, organisierte achtzehn Waffenlieferungen und wurde Kommandeur.“ Er handelte nicht aus Kalkül, sondern aus dem Gefühl, dass es keine Alternative mehr gab. Mit seinem Verband „Oplot Donbassa“ besetzte er am 16. April 2014 das Donezker Stadtparlament, was der Milliardär Rinat Achmetow mit seinen Leuten besetzen wollte. Sachartschenko forderte ein Referendum und nahm kurz darauf das Fernsehzentrum ein. Er erinnerte sich: „Ich habe es so gründlich vermint und die Verteidigung so angelegt, dass selbst Speznas-Offiziere (Spezialeinheiten, die Red.) mir sagten, sie hätten sich an einen Sturm nicht herangetraut.“

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Eine neue Außenpolitik für Europa – Ein Essay von Jeffrey Sachs

Freitag, 05. September 2025 von DFV-RPS (DRR)

Von Jeffrey D. Sachs, aus dem Englischen übersetzt von Klaus-Dieter Kolenda

(mit freundlicher Übernahme von den NachDenkSeiten)

Jeffrey Sachs at 2012 International AIDS Conference, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license

In diesem umfangreichen Essay entwirft Jeffrey Sachs die Grundzüge für eine neue, friedliche und nachhaltige Außenpolitik für die EU.

Im ersten Teil analysiert und korrigiert er zunächst die irrigen Prämissen, die dem gegenwärtigen Kurs zugrunde liegen. Im zweiten Teil zeigt er die hohen Kosten dieser verfehlten Politik auf und entwickelt konkrete Vorschläge für eine umsetzbare Neuausrichtung.

Vorbemerkung

Jeffrey Sachs[1] ist ein herausragender Wirtschaftswissenschaftler der Columbia-Universität in New York und seit Jahrzehnten ein weltweit tätiger UN-Diplomat. Er kritisiert seit vielen Jahren grundsätzlich die US-amerikanische Außenpolitik und setzt sich in vielen Ländern für eine nachhaltige und friedliche Entwicklung ein. Der vorliegende umfangreiche und aktuelle Essay von Sachs[2] beschäftigt sich vor allem mit der gescheiterten europäischen Außenpolitik in Bezug auf den Ukraine-Krieg. Damit ist die Außenpolitik der EU gemeint. Diese zeichnet sich durch eine vasallenartige Unterwürfigkeit gegenüber den USA und eine unnötige, aber gefährliche Feindschaft gegenüber Russland aus. Stattdessen sollte sie die richtigen Lehren aus der Geschichte ziehen und die Möglichkeiten der Diplomatie nutzen, um Frieden und nationale Interessen der EU-Staaten zu fördern. Die Übertragung ins Deutsche erfolgte von Klaus-Dieter Kolenda mit freundlicher Genehmigung von Sonia Sachs. Dabei wurden vom Übersetzer einige Zwischenüberschriften ergänzt und einige Passagen durch Fettdruck hervorgehoben.

Dieser Artikel liegt auch als gestaltetes PDF vor.

Vertont wurde er mehrfach:

  • … durch die NachDenkSeiten in zwei Teilen als Podcast: Teil 1, Teil 2

(„Dieser Artikel wurde von Jeffrey Sachs verfasst und im Horizons Magazine, Ausgabe 31, Sommer 2025, veröffentlicht. Wir haben ihn ins Deutsche übersetzt und veröffentlichen ihn heute erneut, um die Meinungsbildung zu diesem Thema in Deutschland und darüber hinaus zu fördern.“)

 

Teil 1: Die Europäische Union braucht eine neue Außenpolitik

Die Europäische Union (EU) braucht eine neue Außenpolitik, die sich an den wahren Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen Europas orientiert. Die EU befindet sich derzeit in einer selbst geschaffenen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Falle, die durch eine gefährliche Feindschaft gegenüber Russland, Misstrauen gegenüber China und eine extreme Verwundbarkeit von Seiten der Vereinigten Staaten gekennzeichnet ist. Europas Außenpolitik ist fast ausschließlich von der Angst vor Russland und China getrieben – was zu einer sicherheitspolitischen Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten geführt hat.

Die Unterwürfigkeit Europas gegenüber den USA rührt vor allem von der vorherrschenden Angst vor Russland her, einer Angst, die durch die russophoben Staaten Osteuropas und ein falsches Narrativ über den Ukraine-Krieg noch verstärkt wird.

Basierend auf dem Glauben, dass Russland ihre größte Sicherheitsbedrohung ist, ordnet die EU alle ihre anderen außenpolitischen Themen – solche wirtschaftlicher Art und in den Bereichen Handel, Umwelt, Technologie und Diplomatie – den USA unter. Ironischerweise klammert sie sich eng an Washington an, obwohl die Vereinigten Staaten in ihrer eigenen Außenpolitik gegenüber der EU schwächer, instabiler, unberechenbarer, irrationaler und gefährlicher geworden sind, sogar bis zu dem Punkt, an dem sie die europäische Souveränität in Grönland offen bedrohen.

Um eine neue Außenpolitik zu entwerfen, muss Europa die falsche Prämisse seiner extremen Verwundbarkeit gegenüber Russland überwinden. Das Narrativ von Brüssel, der NATO und dem Vereinigten Königreich besagt, dass Russland von Natur aus expansionistisch ist und Europa überrennen wird, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Die sowjetische Besetzung Osteuropas von 1945 bis 1991 wird heute als ein Beweis für diese Bedrohung angesehen. Dieses falsche Narrativ beruht jedoch auf einem Missverständnis des russischen Verhaltens sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

Der erste Teil dieses Essays zielt darauf ab, die falsche Prämisse zu korrigieren, dass Russland eine schreckliche Bedrohung für Europa darstellt. Der zweite Teil befasst sich mit einer neuen europäischen Außenpolitik, sobald Europa seine irrationale Russophobie überwunden hat.

Falsche Prämisse eines russischen Imperialismus gegenüber dem Westen

Europas Außenpolitik geht von einer angeblichen Sicherheitsbedrohung Europas durch Russland aus. Doch diese Prämisse ist falsch.

Russland wurde in den letzten zwei Jahrhunderten wiederholt von den westlichen Großmächten (insbesondere Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten) überfallen und sucht seit Langem Sicherheit durch eine Pufferzone zwischen sich und den Westmächten.

Die stark umkämpfte Pufferzone umfasst das heutige Polen, die Ukraine, Finnland und die baltischen Staaten. Diese Region zwischen den Westmächten und Russland ist für die wichtigsten Sicherheitsdilemmata verantwortlich, mit denen Westeuropa und Russland konfrontiert sind.

Zu den großen westlichen Kriegen, die seit 1800 gegen Russland geführt wurden, gehören:

  • die französische Invasion in Russland im Jahr 1812 (Napoleonische Kriege);
  • die britische und französische Invasion Russlands 1853-1856 (Krimkrieg);
  • die deutsche Kriegserklärung an Russland am 1. August 1914 (Erster Weltkrieg);
  • die Intervention der Alliierten im Russischen Bürgerkrieg 1918-1922 (Russischer Bürgerkrieg) und
  • der deutsche Überfall auf Russland 1941 (Zweiter Weltkrieg).

Jeder dieser Kriege stellte eine existenzielle Bedrohung für das Überleben Russlands dar.

Aus russischer Sicht waren das Scheitern der Entmilitarisierung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die Gründung der NATO, die Eingliederung Westdeutschlands in die NATO im Jahr 1955, die Osterweiterung der NATO nach 1991 und die anhaltende Expansion von US-Militärstützpunkten und Raketensystemen in Osteuropa in der Nähe der russischen Grenzen die größten Bedrohungen für die nationale Sicherheit Russlands seit dem Zweiten Weltkrieg.

Auch Russland ist mehrfach in den Westen einmarschiert:

  • Russlands Angriff auf Ostpreußen 1914;
  • der Ribbentrop-Molotow-Pakt von 1939, nach dem Polen zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt und 1940 die baltischen Staaten annektiert wurden;
  • der Überfall auf Finnland im November 1939 (der „Winterkrieg“);
  • die sowjetische Besetzung Osteuropas von 1945 bis 1989 und
  • die russische Invasion in der Ukraine im Februar 2022.

Diese russischen Aktionen werden von Europa als objektiver Beweis für Russlands Westexpansionismus angesehen, doch eine solche Sichtweise ist naiv, ahistorisch und propagandistisch.

In allen fünf Fällen handelte Russland, um seine nationale Sicherheit zu schützen – wie es sie sah –, und betrieb keinen Expansionismus nach Westen um seiner selbst willen. Diese grundlegende Wahrheit ist der Schlüssel zur Lösung des Konflikts zwischen Europa und Russland heute. Russland strebt keine Expansion nach Westen an.

Für Russland ist zentral das Streben nach nationaler Sicherheit. Doch der Westen hat es lange versäumt, Russlands zentrale nationale Sicherheitsinteressen anzuerkennen, geschweige denn zu respektieren.

Lasst uns deshalb diese fünf Fälle der angeblichen Westexpansion Russlands näher ansehen.

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