Yann Song King, der schwurbelnde Liederkönig
Yann Song kommt nicht aus dem Fernen, sondern aus dem dunklen Osten.
Dem selbsternannten sächsischen Liederkönig kam ein neuartiger Atemwegserreger gelegen, der über Umwege eine Lücke in die Musikwelt riss, in die Yann frisch fröhlich hinein sprang.
Von seinen Fans geliebt und verehrt, vom Mainstream ignoriert, füllt der selbsternannte sächsische Liederkönig eine Lücke, die manche der bis dahin in der Szene etablierten Liedermacher nicht wagten zu bedienen.
Yann’s Musik ist an all jene adressiert, die spätestens seit Corona das Vertrauen in die Politik verloren haben. Und er bietet sie in einer so erfrischenden und mitreißenden Art dar, dass er sich deutschlandweite Bekanntheit und eine treue Fangemeinde erspielt hat.
Mehr über Yann ist auf seiner Homepage zu finden.
Wann / Wo:
am Freitag, den 12. September 2025
Theater im Pädagog (TIP)
Pädagogstraße 5
64283 DarmstadtDer Eintritt ist frei – Solidarspenden zur Kostendeckung und als Gage für Yann sind erwünscht.
ACHTUNG TERMINÄNDERUNG:
von Montag, den 15.09.2025 auf Freitag, den 12. September 2025
Yann Song King ist Gewinner des diesjährigen NuoVision Songcontest (2025) mit seinem Song „Absage“:
Im Gespräch mit Julia Szarvasy, Moderatorin bei NuoFlix verteidigt Yann Song King die Kunstfreiheit und gibt eine Analyse des Zustandes Deutschland, aus welchem er seine tägliche Inspiration für seine Lieder zieht:
Redner/Diskussionspartner: Prof. Wolfram Wette & Michael von der Schulenburg
Prof. em. Wolfram Wette
Friedensforscher und einer der renommiertesten Militärhistoriker Deutschlands mit dem Schwerpunkt Kriegsprävention. Er von 1975
bis 1995 als Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg tätig und von 1998 bis 2005 Professor für Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. Er ist Mitbegründer des Arbeitskreises Historische Friedensforschung (AHF) und Mitherausgeber der Reihe „Geschichte und Frieden“ sowie des Jahrbuchs „für Historische Friedensforschung“.
Michael von der Schulenburg
Ehem. Beigeordneter Generalsekretär der Vereinten Nationen, war über 34 Jahre lang in leitender Funktion in UN-Friedensmissionen in
vielen Kriegsgebieten der Welt im Einsatz, unter anderem in Afghanistan, Haiti, Pakistan, Iran, Irak und Sierra Leone sowie auch in Syrien,
Somalia, Zentralasien, auf dem Balkan und in der Sahel-Region. Er ist Autor zahlreicher Artikel über den NATO/Ukraine-Russland-Konflikt und über Ansätze für Verhandlungen. 2024 wurde er fürs BSW ins EU-Parlament gewählt.
Programm:
Veranstalter: Pax Christi Heidelberg und Diözesanverband Freiburg, Friedensbündnis Heidelberg, Erhard-Eppler-Kreis, Druschba Heidelberg-Mannheim und Forum Friedensethik in der Evangelischen Landeskirche Baden
Einladung zur Heidelberger Friedenskonferenz:
Mit dem Aufruf zur Beteiligung wurde am 28. Februar 2025 mit der Vorbereitung der Konferenz begonnen.
Wir orientieren uns an dem früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann und an Max Josef Metzger, der durch die Seligsprechung am 17. November 2024 für uns eine verstärkte Bedeutung bekommen hat.
(Anm. Red.: Max Josef Metzger war mehrere Wochen gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Deutschen Freidenker-Verbandes, Max Sievers, in einer Zelle eingekerkert. Beide wurden vom sogenannten Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und später im Zuchthaus Brandenburg enthauptet.)
Durch die Exerzitien im Alltag mit Dietrich Bonhoeffer wurden Energien und klare Gedanken frei.
Wir wollen vor allem erreichen, dass die PaxChristi-Bewegung unsere Konferenz unterstützt.
Sehr erfreulich ist, dass das Heidelberger Friedensbündnis und andere Friedensorganisationen Mitveranstalter geworden sind.
Wir wollen „friedensfähig werden“!
Der ökumenische Friedensruf am 1. Mai 2025 beim Kirchentag in Hannover ist unser Ziel.
Bei der 1. Generalaudienz am 21. Mai 2025 sprach Papst Leo über das Gleichnis vom Sämann.
Papst Leo: Wir sind aufgerufen, Hoffnung zu säen und uns für den Frieden einzusetzen.
PaxChristi Heidelberg und Diözesanverband Freiburg
Forum Friedensethik (FFE) in der Evangelischen Landeskirche Baden
Heidelberger NachDenkSeiten-Geprächskreise hd.dialog.nds@web.de
Wann / Wo:
Am Sonntag, 22.06.2025 um 13:00
Ort: Haus der Begegnung
Merianstraße 1
Heidelberg-Altstadt (gegenüber Jesuitenkirche)Eintritt 10,- €, ermäßigt 7,- €
Red.
Das erste, historische Hambacher Fest im Jahr 1832
Die Initiative FreiEinig aus Neustadt an der Weinstraße ist ein Zusammenschluss von Menschen, die um den aktuellen Zustand der Demokratie besorgt sind und sich aktiv für eine gelebte, demokratische Kultur einsetzen. Ihre Vision ist eine basisdemokratische Gesellschaft, die unser Grundgesetz und die darin verbrieften Grundrechte innerhalb einer rechtsstaatlichen Ordnung verwirklicht. Regelmäßig organisiert sie Kundgebungen auf dem Hambacher Schloss, um diese Werte sichtbar zu machen.
Einmal im Jahr organisiert FreiEinig ein großes Hambacher Fest, das dieses Jahr am Pfingstsamstag und-Sonntag stattfindet. Die Veranstalter laden alle Bürger herzlich ein, die Anliegen ihrer Aufklärungsarbeit kennenzulernen und mit den Demokratie-Aktivisten ins Gespräch zu kommen.
Am 7. Juni sind zwischen 10 und 18 Uhr zahlreiche Initiativen aus ganz Deutschland mit Infoständen, Ausstellungen, zwei Bühnen und einer Speakers Corner in Neustadt vertreten – entlang der Badstubengasse, Landschreibereistraße, Gutenbergstraße, Schwanengasse und am Hetzelplatz. Sie freuen sich auf interessante Gespräche und einen offenen Austausch. Wie auch schon 2024 sind die Freidenker mit einem Infostand vertreten.
„Es ist wichtig, wieder miteinander zu sprechen statt übereinander“,
betont Katja Knoch, Pressesprecherin von FreiEinig.
„Wir sollten Vorurteile hinterfragen und uns eigene Urteile bilden.“
Tanja Lichtl vom Organisationsteam ergänzt:
„Wir freuen uns darüber, dass auch andere Gruppen aus Neustadt am 7.6. für die Demokratie mit Info-Ständen vertreten sind. So können sich die Besucher aus der demokratischen Vielfalt umfassend informieren.“
Am 8. Juni findet dann ein großer Aufzug vom Marktplatz in Neustadt über Hambach bis zum Hambacher Schloss statt. Der Auftakt beginnt am Marktplatz um 11 Uhr, um ca. 15 Uhr ist auf dem Schloss die Abschlusskundgebung – jeweils mit Ansprachen und musikalischen Einlagen.
Im vergangenen Jahr, seit dem großen Hambacher Fest an Pfingsten 2024, fanden auf dem Hambacher Schloss 16 Aktionen von FreiEinig statt. Aus Rücksicht auf die Anwohner wegen der lauten Trommeln beim Aufzug auf das Schloss wurde das sonst sonntägliche Ereignis vor einem Jahr auf den Samstag verschoben. Das Thema Frieden war dabei am häufigsten vertreten, zum Beispiel durch die Friedenskette Bodensee. Es gab eine deutsch-französische Versammlung für den Frieden in Kehl und ein deutsch-russisches Freundschaftsfest von der Druschba-Gruppe Mannheim-Heidelberg. Am 9.11., dem Schicksalstag der Deutschen, wurde das Thema „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ in Ansprachen und musikalischen Beiträgen bearbeitet.
Außerdem erfolgte eine Vernetzung mit weiteren Initiativen der Friedensbewegung, zum Beispiel mit:
Auf dem Weg zum Schloss im Jahr 2024
FreiEinig bewarb und unterstütze auch diverse Friedensaktionen im Rhein-Main-Raum:
Auf die Frage, warum diese vielen Aktionen stattfinden, hat Tanja Lichtl eine einfache Erklärung:
„Der Frieden braucht eine laute Stimme, um die Kriegstreiber zu übertönen; Demokratie sollte auch bei uns nicht als selbstverständlich angesehen werden, sondern jeden Tag aktiv gelebt und eingefordert werden.“
Zu allen Aktionen am Hambacher Schloss und kooperierenden Initiativen können sich Interessierte auf der Webseite https://freieinig.de/ informieren.
Impression von Hambacher Fest 2024
Initiativen aus ganz Deutschland sind wieder dabei in der Innenstadt von Neustadt – für Frieden, Freiheit, Aufklärung. Ein Tag der Vernetzung! Mit vielen Infoständen (die Freidenker sind wie im Jahr zuvor mit einem Infostand vertreten), Ausstellungen, interessanten Rednern auf Kleinbühnen, schwungvollen Musikern und einer Speakers Corner.
Diesmal wirklich BIS ZUM SCHLOSS! Bringt Friedensfahnen, weiße Fahnen, Deutschlandfahnen mit, gute Laune und eure Freunde!
11 Uhr Auftakt am Marktplatz Neustadt –
ca. 15 Uhr Kundgebung am Hambacher Schloss, Redner u.a. Diether Dehm und Klaus Hartmann
„Wir Menschen zusammen – FreiEinig für den Wandel!“
Aufruf an alle, die gerne singen: Macht JETZT mit bei unserem Mitsing-Projekt, alle Infos auf der Webseite!
(https://freieinig.de/mitsing-projekt-el-pueblo-unido-freieinig-lied/
Ein Shirt mit Aufdruck FreiEinig Hambacher Schloss gibt es hier: https://paulsshop.de/Shirt-mit-Aufdruck-Frei-Einig-Hambacher-Schloss
„Die Zeit von 1476 bis 1525 war von den verschiedensten Auseinandersetzungen geprägt, es begehrten nicht nur die Bauern auf, sondern auch der niedere Adel, welcher zum Teil aus der Mitte der Gesellschaft abgestürzt, mit der Bestrebung eine Adelsdemokratie mit Leibeigenschaft zu errichten, revoltierte. Und nicht nur gelegentlich probten die Bürger den Aufstand gegen ihre Landesherren, es war die Zeit der Reformation, der weltliche Adel drängte den Einfluss des geistigen Adels zurück, die zentrale Gewalt des Papstes schwächend. Die Hauptlast dieser Auseinandersetzungen hatten die Bauern zu tragen, deren Widerstand unter Müntzer mit dem deutschen Bauernkrieg und eigenen Zielen seinen Höhepunkt erreichte.“ (Textauszug von: Freidenker.org)
Thomas-Müntzer-Gedenkstein am Schlachtberg in Bad Frankenhausen vor dem Bauernkriegspanorama
Wann / Wo:
Am Freitag, den 30. Mai 2025 um 10:15 Uhr
Hotel Thüringer Hof,
Anger 15, 06567, Bad FrankenhausenAnmeldung (und Übernachtungswünsche) bei:
Monique Broquard, Am Friedhof 10,
66280 Sulzbach
Tel. 06897-24 46, Mobil 0152-53 19 09 92,
Mail: m.broquard@freidenker.de
Treffpunkt 10.15 Uhr Panorama Museum
Am Schlachtberg 9
06567 Bad Frankenhausen /Thüringen
Führung durch das Panoramamuseum mit dem Rundgemälde von Werner Tübke: „500 Jahre Frühbürgerliche
Revolution“. (Link zum Panorama-Bild)
Film: Schlacht im Bild
Eintritt: 8,50 Euro
Panorama-Museum, Foto: Z thomas, CC BY-SA 4.0
14.30 Uhr Hotel Thüringer Hof
Die „Schlacht bei Frankenhausen“ am 15. Mai 1525
Referent: Dr. Ulrich Hahnemann, Museumsleiter und Stadtarchivar, Bad Frankenhausen
Der Große Bauernkrieg – Höhepunkt einer Epoche im Umbruch
Referent: Freidenker Thomas Loch
Vom Bauernkrieg zur Bedarfswirtschaft – eine historische Einordnung
Referent: Dr. Wolfgang Beck
Thomas Müntzer in Memleben, Giorno2, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Die Tagung wird vom Verbandsvorstand in Zusammenarbeit mit dem Landesverband
Thüringen veranstaltet. Flyer der Veranstaltung (pdf)
Am 31.05./01.06. findet der Verbandstag in Bad Frankenhausen statt. Den Delegierten wird empfohlen, bereits zur Konferenz anzureisen. Der anschließende Verbandstag ist mitgliederöffentlich.
Weitere Infos siehe :
ViSdP: Deutscher Freidenker-Verband e.V., Verbandsvorstand,
Postfach 600721, 60337 Frankfurt a.M.
kontakt@freidenker.de
www.freidenker.de
Redner/Diskussionspartner: Horst Schmitthenner
Horst Schmitthenner ist langjähriges Mitglied der IG Metall, gehörte unter anderem von 1989 bis 2003 dem geschäftsführenden Vorstand an. Schwerpunkte seines herausragenden Engagements lagen zunächst in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, später dann in der Sozialpolitik. Bis heute ist er ein gefragter „Streiter“ für die Rechte der Arbeitnehmer, die soziale Gerechtigkeit und den Frieden.
Wann / Wo:
am Freitag, den 30. Mai 2025, 19 Uhr
Restaurant „Zur Turnhalle“
(Veranstaltungsraum nur über eine Treppe erreichbar)
Ste.-Foy-Str. 16
65549 Limburg an der LahnDer Eintritt ist frei – wir bitten Euch um Spenden.
Getränke und Speisen auf eigene Rechnung erhältlich.
Mit nachdenklichen Grüßen,
eure Gesprächskreis-Koordinatoren Uli Lenz + Heinz Mauelshagen
NachDenkSeiten im Internet: www.nachdenkseiten.de
Weitere nachdenkliche Termine in der Region Rhein-Main findet ihr hier unter „Termine“:
https://nachdenken-in-frankfurt.de
Der NachDenkSeiten-Gesprächskreis Speyer lädt ein zum Vortrag:
Redner/Diskussionspartner: Karsten Montag
Mit der Machtübernahme Donald Trumps zeichnet sich ein Wechsel der Haltung der US-Regierung gegenüber Russland ab. Plötzlich führen die beiden Länder wieder intensive Gespräche und planen wirtschaftliche Kooperationen. Mehr oder weniger nebenbei wird auch über einen Frieden in der Ukraine verhandelt. Welche geopolitischen Interessen der Vereinigten Staaten stecken hinter diesem „Verrat“ einer ehemals gemeinsamen transatlantischen Außenpolitik? Und wie verlässlich sind die Informationen einflussreicher westlicher Medien in ihrer Berichterstattung? Ein Erklärungsversuch, gepaart mit persönlichen Eindrücken einer Reise durch die Ukraine und Russland.
Karsten Montag hat Maschinenbau, Philosophie, Geschichte, Physik und Bildungswissenschaften studiert sowie eine Ausbildung als Fachinformatiker absolviert. Er hat zehn Jahre in einer gewerkschaftsnahen Unternehmensberatung sowie sechs Jahre als Projekt- und Abteilungsleiter in einem Softwareunternehmen gearbeitet. Seit 2015 ist er als Romanbuchautor und Journalist – aktuell vornehmlich für die NachDenkSeiten und Multipolar – tätig. 2012 bereiste er für mehrere Monate die Ukraine, Russland und die zentralasiatischen Staaten. Zwischen 2015 und 2018 lebte er in Brasilien. Die Auslandsaufenthalte haben einen großen Einfluss auf seine Wahrnehmung der Berichterstattung deutscher Medien.
Im Anschluss wird Gelegenheit sein zum Austausch und zur Diskussion.
Wann / Wo:
am Mittwoch, dem 28. Mai 2025, ab 18:00 Uhr
(zum Getränke oder Essen bestellen), Vortrag ab 19:00 UhrIm Restaurant Delphi-Nebenzimmer,
Tullastr. 50; 67346 SpeyerDie Veranstaltung ist kostenfrei; über eine Spende zur Deckung von Unkosten freuen wir uns.
Aufgrund der begrenzten Platzsituation bitten wir für den Fall einer Teilnahme um eine kurze Anmeldung per Mail an rowak@gmx.de
Ein Artikel von Karsten Montag zum Thema ist auf den NachDenkSeiten zu lesen bzw. zu hören.
Ein Essay von Sabiene Jahn
Ein Stuhl bleibt leer, wenn am 8. Mai 2025 der 80. Jahrestag des Kriegsendes begangen wird. Sergei Netschajew, der russische Botschafter, ist ausgeschlossen – ausgeladen durch eine Handreichung des Auswärtigen Amts, das ihn und Vertreter Belarus’ als unerwünscht erklärt. Die russische Botschaft spricht von einem „anmaßenden Eklat“, erinnert an 27 Millionen gefallene Sowjetbürger und fordert, den Genozid an den Völkern der UdSSR anzuerkennen. Während Berlin-Treptow seine Tore für russische Diplomaten öffnet, droht Brandenburg mit polizeilicher Räumung. Dieser leere Stuhl ist mehr als ein Platz, der unbesetzt bleibt: Er flüstert von einem Anwalt in Koblenz, der unbequeme Wahrheiten mit einem Lächeln abtut. Von einem Handwerker, der über die Krim stolpert und spürt, dass etwas in den Erzählungen nicht stimmt. Von einer Ukrainerin in Deutschland, die ihre Wahrheit über Hass und Gewalt in ihrer Heimat nur im Schatten wagt zu teilen.
Foto: Sergej Netschajew, Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland am Denkmal der Begegnung in Torgau, 25.04.2025. Klaus Hartmann begrüßte ihn herzlich im Namen des Deutschen Freidenker-Verbandes und dankte ihm für sein Kommen, ungeachtet der Bemühungen der Regierenden in Deutschland, eine russophobe, feindselige Atmosphäre zu schaffen.
Wer lieber hört als zu lesen:
Der 8. Mai naht. 80 Jahre nach jenem Tag, der in das kollektive Gedächtnis Deutschlands eingeschrieben ist als Tag der Befreiung – der Kapitulation des Dritten Reiches, der Sturz eines Regimes, das die Welt in den Abgrund gestürzt hat. Ein Tag, der vor allem eines bedeutet: Erinnerung an die Millionen Opfer, an die millionenfachen Retter. Und doch wird in diesem Jahr ein Stuhl leer bleiben. Das Auswärtige Amt hat entschieden: Der russische Botschafter ist unerwünscht bei den offiziellen Feierlichkeiten. Der Repräsentant jenes Staates, der einst als Teil der Alliierten das nationalsozialistische Deutschland zerschlug, bleibt draußen. Ausgeladen, weil der heutige Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht vereinbar sei mit dem Geist des Gedenkens. Eine Entscheidung, die mehr über das gegenwärtige Deutschland aussagt als über das vergangene.
Was wie eine moralische Haltung wirken soll, entlarvt sich bei näherem Hinsehen als politischer Offenbarungseid. Geschichte wird selektiv gelesen, instrumentalisiert für die Gegenwart. Man trennt Opfer von Opfern, Täter von Tätern – nicht nach der historischen Wahrheit, sondern entlang geopolitischer Zweckmäßigkeit. Die Sowjetunion, die einst 27 Millionen Tote in diesem Krieg zu beklagen hatte, wird zur Randnotiz, weil Russland heute Feindbild ist. Man redet über Auschwitz, aber schweigt über Leningrad. Man gedenkt der Befreiung, aber nicht ihrer Befreier. Das ist kein Fortschritt, das ist Geschichtsklitterung. Und doch: Nicht alle machen dabei mit. Die Stadtverwaltung von Berlin-Treptow – zuständig für das sowjetische Ehrenmal, wo über 7.000 Rotarmisten begraben liegen – stellt sich quer. Sie will das Gedenken nicht per Dekret entkoppeln von der historischen Wahrheit. Ob die Feierlichkeiten dennoch stattfinden können, wie es sich gehören würde, bleibt ungewiss. Der politische Streit überschattet seit drei Jahren diesen Tag in für mich unverzeihlicher Weise, der dem Erinnern gewidmet sein sollte. Auf dem Territorium Deutschlands befinden sich mehr als viertausend Grabstätten, in denen über 700.000 Sowjetsoldaten ruhen. Doch etwas wurde jedes Jahr deutlich: Es kamen trotz alledem viele Menschen. Vielleicht mehr denn je. Sie kamen, um Blumen niederzulegen. Um an jene zu erinnern, die hier begraben liegen – ungeachtet der aktuellen Feindbilder. Sie werden auch dieses Jahr da sein. Auch wenn ein Stuhl leer bleibt. Denn Erinnerung lässt sich nicht ausladen.
von Monika Krotter-Hartmann
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
als wir heute von der Reise nach Torgau zum Elbetag zurückgekommen sind, haben wir das Gedicht von Patrik Baab gefunden, denn Wolfgang Schürer (Red: Vorsitzender des Kreisverbandes Offenbach a. M. der Freidenker) hat es weiter geleitet. Das Gedicht wurde dort übertragen. Beim Zuhören im Menschengetümmel konnte ich nicht alles so gut verstehen, danke deshalb für die Möglichkeit, diesen Text hier nachlesen zu können. Ich erinnere mich daran, als ich das erste Mal in meinem Leben die Texte von Wolfgang Borchert gelesen habe. Sie haben mich tief erschüttert, so wie dieser Text von Patrik Baab.
Monika Krotter-Hartmann (links)
Die Feierlichkeiten der Stadt Torgau waren aufwendig, wie jedes Jahr. Blumenkränze, Reden, Gesang. Doch hat die Stadt Torgau es leider nicht geschafft, den Befreiern würdig zu danken. Die Teilnahme des Russischen Botschafters wurde geduldet, er wurde nicht von der Polizei davon getragen, aber er wurde geschmäht und beleidigt. Ein Teil der Anwesenden hat darauf mit Unmut und Buhrufen reagiert, ein anderer Teil hat sich verhalten, wie Claqueure es tun.
Der Händedruck am Elbe-Tag 1945 zwischen den Soldaten der Sowjetarmee und der US-Armee war ein Höhepunkt in der Geschichte gegen Faschismus und Krieg. Am Elbe-Tag 2025 ist es leider nicht gelungen, zu einer gemeinsamen Aktion zu kommen. Es gab zwei Veranstaltungen, nebeneinander und beide inhaltlich sehr gut! Viele wünschen sich, dass dieser Zustand verändert wird.
Hier aber nun das Gedicht von Patrik Baab:
https://www.manova.news/artikel/zieh-in-den-krieg
26.4.2025
Patrik Baab appelliert an den 16-jährigen Theo, der in einer Talkshow angab, in seiner Freizeit Orgel zu spielen, nun aber entschlossen sei, zur Bundeswehr zu gehen.
Viele hat man zum Militär gezwungen — immer wieder gibt es aber auch junge Menschen, die freiwillig „dienen“. Was soll man ihnen als erfahrener Mensch sagen? Wirklich hindern kann man sie nicht daran. Patrik Baab, der der Realität des Krieges in der Ostukraine und anderswo sehr nahe kam, wählt den Weg einer paradoxen Empfehlung, die in Wahrheit eher eine Warnung ist: „Geh doch!“ Aber sei dir bewusst, wie unfassbar schrecklich Krieg ist. Diese Aussage schmückt Baab mit drastischen Details aus. Sein sachliches und zugleich sehr emotionales Gedicht ist auch an all jene gerichtet, die Krieg heute wieder als bewältigbare Option der Realpolitik verharmlosen.
von Patrik Baab
Du willst tun, was wirklich zählt? Dann mach’s!
Geh zur Bundeswehr!
Du willst westliche Werte verteidigen, unsere Freiheit, wie damals in Afghanistan?
Dann geh!
Ich bin alt. Ich werde dich nicht hindern.
Du willst wissen, was Krieg heißt? Dann geh!
Zieh in den Krieg!Du willst dein Vaterland verteidigen? Dann geh!
Lass dir erzählen, dass die Russen kommen,
dass Putin morgen vor der Tür steht,
wenn wir ihn nicht heute im Donbass von uns halten!
Glaube, was sie dir sagen, denn wer nichts weiß, muss viel glauben,
und wer unserer Propaganda nicht glaubt, betreibt das Geschäft unserer Feinde!
Lass dich aufhetzen gegen die Russen!
Geh! Augen zu und durch!
Geh dahin, wo die schwarze Erde jetzt schon getränkt ist
Mit dem Blut Hunderttausender Ukrainer und Russen.
Geh!
Auch über deinen Leichnam wird Gras wachsen.Komm mit mir nach Donezk,
wo schon die Kinder lernen, was Krieg heißt,
wo dieser Krieg nicht 2022 begonnen hat, sondern bereits 2014,
auf dem Maidan,
wo dieser Krieg mit den Morden des Rechten Sektors angefangen hat,
was du in der Schule nicht hörst, nicht in den Universitäten.
Komm mit mir in die Stadt,
wo jeder weiß, was es heißt, in der Todeszone zu leben.
Wo Schulkinder beim Pausenklingeln unter den Tisch kriechen,
weil sie den nächsten Bombenalarm fürchten,
und wo sie nachts, in ihren Träumen,
ein Leben lang dem Tod zusehen, wie er seine Arbeit macht.
Komm mit mir nach Mariupol,
wo an der Kellerwand steht mit weißer Farbe: Sdez Detje! Hier leben noch Kinder!
Aber der Keller ist ausgebrannt.
Hier lebt niemand mehr.Wenn du erfahren willst, was Krieg heißt, dann komm!
Wenn du mit mir kommen willst zur Kontaktlinie, komm!
Komm,
wenn du durch ausgebrannte Fensterhöhlen in den Abgrund schauen willst,
wenn du im Straßengraben nicht pinkeln kannst, weil da Schmetterlingsminen liegen,
wenn du dich tagelang nicht waschen kannst,
wenn die letzte Ration von Maden zerfressen ist und es sonst nichts mehr zu fressen
gibt,
wenn du in feuchten Kellern mit anderen verdreckten und verstörten Menschen
die schmierige Brühe aus der Heizung leckst,
wenn du nur Dreckwasser zu trinken hast,
wenn du dir an diesem dreckigen, verseuchten Wasser die Ruhr holst,
wenn du über dem Donnerbalken scheißen musst und
wenn du kein Gras mehr findest, dir den Arsch abzuwischen,
wenn du am ersten, am zweiten, am dritten, am vierten, am fünften Tag immer noch dieselbe Unterhose trägst und der alte, verhärtete Kot sich darin sammelt,
wenn du nachts in deinem durchnässten Armeeparka im Dreck liegst und
wenn du dir im Winter auf einer Pritsche im eiskalten Unterstand Erfrierungen holst,
wenn Läuse und Flöhe deine stinkende Uniform befallen,
wenn Myriaden von Wanzen sich an deiner Haut nähren,
wenn du die Krätze bekommst,
wenn dir der kalte, feuchte Schlamm, in dem du tagein, tagaus knöcheltief stehst,
die Haut am Fuß bläulich grau färben und deinen Fuß allmählich abfaulen lässt,
wenn die amputierten, blutigen Grabenfüße auf einem Haufen im Dreck liegen,
wenn die Ratten an den Leichen nagen und die Krähen den Toten die Augen und Därme
ausfressen,
wenn du die Trillerpfeife der Offiziere hörst,
wenn sie dich mit gezogener Pistole den Finger am Abzug auf die Leiter und aus dem Schützengraben ins Maschinengewehrfeuer jagen, in die Minenfelder,
wenn die Drohnen im Schwarm auf dich zugeflogen kommen,
wenn du nachts nicht schlafen kannst, weil die Verwundeten in den Stacheldrahtverhauen festhängen und stöhnen und nach ihrer Mutter flehen,
wenn du im Lazarett dich auf einem dreckigen Laken windest und dein Fuß juckt und du dich am Fuß kratzen willst, aber da ist kein Fuß mehr, weil dein Bein amputiert wurde,
wenn nur der Phantomschmerz dich daran erinnert, dass du einmal ein Bein gehabt
hast,
wo jetzt nur ein Stumpf in einem durchgebluteten Verband steckt,
wenn die Raketen dein Telefon anpeilen und in kalter Geometrie ihr Ziel erreichen,
wenn von deinem Panzer nur geschmolzenes Metall bleibt,
wenn du bei 1.400 Grad im Feuerball verglühst,
dann weißt du, was Krieg heißt.Also geh!
Hol dir diesen Geschmack von Freiheit und Abenteuer!
Geh und werde ein Held!
Geh, wenn Macht und Medien zusammenhalten wie Pech und Schwefel.
Gib dein Leben für jene, die dich dorthin schicken, aber selbst dorthin nicht gehen!
Hab’ kein Mitleid mit dir selbst! Geh!
Geh in den Tod für jene, die Volksreden halten in TV-Quasselrunden,
die in der Etappe bleiben oder im Bunker und ihre eigenen Kinder in den letzten Flieger
setzen nach Übersee,
überzeugte Transatlantiker, die sie sind.
Geh!
Wenn du fällst, werden die Börsenkurse steigen!
Also geh!Aber vorher
schau sie dir an,
wie sie hinter ihren Schreibtischen sitzen in ihren Redaktionen und in der Kaffeetasse
rühren,
die Maulhelden, die selbst ihre Kinder nicht in den Graben schicken,
schau sie dir genau an,
die Hasardeure und Hütchenspieler in der Regierung, die Taurus liefern wollen,
aber sich selbst beim ersten Flintenschuss einfeuchten,
schau sie dir an,
die Rüstungsbosse, die Sektkorken knallen lassen, während andere an ihren Waffen
verbluten.
Schau sie dir genau an.
Denn du musst diesen Typen nur ins Gesicht sehen.
Freidenker.org: Elbe-Tag: 80. Jahrestag der Begegnung
Klaus Hartmann: 80 Jahre Begegnung an der Elbe – Stadt Torgau gestaltet einen Tag der Würdelosigkeit
(inkl. Bilder-und Videogalerie)
eingeSCHENKt.tv – Torgau für Frieden – 80 Jahre Elbe Day:
Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verdammt sie zu wiederholen
„Seit 2012 Jahren findet auf der ganzen Welt, auch in mehreren deutschen Städten alljährlich vor dem 9. Mai der Gedenkmarsch „Unsterbliches Regiment“ statt, bei dem der Gefallenen der Roten Armee im Großen Vaterländischen Krieg durch ihre Nachfahren gedacht wird. Zu der [diesjährigen] Veranstaltung in Frankfurt am Main dokumentieren wir das Grußwort von Sebastian Bahlo und einige Bilder.“
Wolfgang Borchert „Draußen vor der Tür“ – Hörspiel (NWDR 1947):
Richard David Precht Interview-Ausschnitt (mit Moderator Markus Feldenkirchen vom Spiegel) – „Mein Sohn kämpft nicht gegen Russland“:
von Katja Knoch (Bensheim) und Joachim Guilliard (Heidelberg)
Am Ostermontag, den 21. April 2025, folgten rund 300 Menschen dem Aufruf des Friedensbündnisses Bergstraße zu einer überparteilichen Friedensdemonstration – bestehend aus einem Ostermarsch durch Bensheim und einer meditativen Friedensaktion am Friedensmal Hochstädten. Sie setzten damit ein klares Zeichen gegen Aufrüstung und Kriegstüchtigkeit – und für Verständigung, Dialog und eine friedlichere Zukunft.
Unter diesem Motto waren alle Menschen eingeladen – unabhängig von ihrer politischer Gesinnung. „Denn Frieden ist keine Frage von rechts oder links. Frieden ist ein Menschenrecht. Und Krieg kommt nie von rechts oder links, sondern immer von oben“, betonte Katja Knoch, die Anmelderin der Veranstaltung, in ihrer Begrüßungsrede. Vielfältige Friedensfahnen und kreative Schilder machten deutlich: Es ging nicht um Parteipolitik, sondern um das gemeinsame Ringen um den Frieden in einer Zeit, in der die öffentliche Debatte zunehmend von Kriegsrhetorik dominiert wird. Auch die Rednerinnen und Redner, die teils sehr unterschiedlichen politischen oder weltanschaulichen Hintergründen entstammen, verbanden sich im gemeinsamen Ziel: Nie wieder Krieg.
Bereits um 12 Uhr startete die Veranstaltung auf dem Marktplatz in Bensheim mit zwei Info-Ständen: Eine multimediale Ausstellung „Nie wieder Krieg“ der Initiative „Freie Heidelberger“ vermittelte anhand von Bild- und Tondokumenten die Schrecken des Krieges. Stimmen von Zeitzeugen aus Deutschland und Polen sowie ein aktueller Kommentar von Dieter Hallervorden zur gegenwärtigen Kriegspropaganda rundeten das Bild ab. Am zweiten Stand des Friedensbündnisses Bergstraße – unterstützt von den Freidenkern und dem Gesprächskreis der NachDenkSeiten Darmstadt – wurden Informationen zu geopolitischen Hintergründen und Friedensinitiativen bereitgestellt. Besucher konnten weiße Friedenstauben mit Friedensbotschaften in den Himmel steigen lassen. Außerdem wurden Unterschriften zur Unterstützung des Berliner Appells sowie einer eigenen Petition des Friedensbündnisses gesammelt.
Zeitgleich versammelten sich um 13 Uhr über 40 Menschen am Friedensmal in Bensheim Hochstädten. Abseits des politischen Trubels entstand dort ein Raum der Besinnung: Es wurde gesungen, gebetet und gemeinsam meditiert – ohne Schilder, ohne Lautsprecher, ohne Symbole – „nur“ für Frieden. Das Friedensmal – ein Ort der Erinnerung und inneren Wandlung – wurde damit zur stillen Quelle der Kraft, aus der ein Teil der Gruppe im Anschluss in einer Friedenswanderung durch das Fürstenlager zum Marktplatz hinzustieß.
Gegen 14:30 Uhr startete der Ostermarsch durch die Bensheimer Innenstadt. Mehr als 230 friedensbewegte Menschen zogen durch die Stadt – begleitet von Friedensliedern, Transparenten und klaren Botschaften:
Weigert euch kriegstüchtig zu werden! – Keine neuen Mittelstreckenraketen auf deutschem Boden! – Keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete! Einhaltung der nationalen und internationalen Friedensverträge!
Die Teilnehmenden forderten nicht weniger als einen Kurswechsel der Politik – hin zu Verständigung statt Konfrontation, zu Diplomatie statt Eskalation.
Im Anschluss sprachen verschiedene Menschen aus der Friedensbewegung auf dem Marktplatz:
Auch mit den Gegendemonstranten der „Omas gegen Rechts“ fanden am Rand der Veranstaltung zahlreiche friedliche Gespräche statt. Der Tag machte deutlich, dass Frieden im Miteinander der unterschiedlichsten Menschen möglich ist – und dringend notwendig. Nicht im Kampf gegen andere – sondern im Dienst am Leben. Lebendig bleibt ein Tag, der Mut machte – ein Tag, an dem Menschen aufstanden – für den Frieden, für Wahrheit, für Menschlichkeit.
Links zu den Redebeiträgen, der Aktion am Friedensmal und weitere Fotos sind auf der Webseite des Friedensbündnisses Bergstraße zu finden. Alle Fotos können heruntergeladen und verwendet werden.
Die diesjährigen Ostermärsche finden in einer zugespitzten Situation statt, in einer Situation so brisant wie schon lange nicht mehr. Wir sind mit extrem gefährlichen Entwicklungen konfrontiert: hier in Europa, wie auch im Pazifik und im Nahen Osten. Und verheerende Kriege toben auch seit Jahren in Afrika, insbesondere im Kongo und Sudan. Diese werden leider zu oft übersehen.
40 Prozent von 350 für eine Studie befragte Außenpolitikexperten aus 60 Ländern gaben sich überzeugt davon, dass es bis 2035 zu einem neuen großen Krieg, gar einem Weltkrieg kommen wird. Und fast die Hälfte von ihnen rechnet in den kommenden zehn Jahren mit einem Einsatz von Atomwaffen.
… weiterlesen auf dem Blog von Joachim Guilliard
von Katja Knoch
Beim letzten Treffen des NachDenkSeiten-Gesprächskreises Bensheim/Bergstraße diskutierten die 13 Teilnehmer zur Frage „Werden die Medien ihrer Aufgabe gerecht?“, ein Kapitel aus dem Buch „Die Revolution ist fällig – aber sie ist verboten“ von Albrecht Müller, Gründer der NachDenkSeiten und ehemaliger SPD-Politiker unter Willy Brandt. Als einer von mehr als 100 Gesprächskreisen möchte auch die Bensheimer Gruppe einen Beitrag zur Aufklärung über politische Hintergründe leisten, zum Nachdenken anregen und einen offenen Diskurs ermöglichen.Während Jutta Ramb für die Teilnehmer die wichtigsten Punkte zum Thema Medien aus dem Buch zusammenfasste, entstanden parallel viele Fragen und Anmerkungen, die in einem lebendigen Austausch unterschiedliche Ansichten hervorbrachten. Erfüllen die Journalisten noch ihren öffentlichen Auftrag als bewachendes Auge der Politik? Dienen die Leitmedien als neutrale Informationsquelle? Halten sie den Pressekodex ein? Gibt es noch investigativen Journalismus, oder sind die Artikel nur noch copy & paste der großen Agenturen?
Konzentration und lobbyistische Verflechtung der etablierten Medien
Wie in der Wirtschaft sind auch bei den großen Medien eine starke Konzentration sowie lobbyistische Verflechtungen festzustellen. Es gibt nur drei große internationale Presseagenturen weltweit, die relevant sind für internationale Nachrichten: AFP, AP und Reuters. Nationale Presseagenturen beziehen ihre Nachrichten zum Großteil von diesen drei globalen Agenturen. Diese werden wiederum stark beeinflusst von internationalen bzw. transatlantischen NATO-lobbyistischen Netzwerken wie der Atlantik-Brücke, der Bilderberger-Gruppe und der Trilateralen Kommission – dadurch, dass in diesen einflussreiche Medieninhaber und hochrangige Journalisten persönlich vertreten sind. Wie die Verflechtungen aussehen, kann auf der Webseite „Swiss Policy Research“ recherchiert werden. Hier gibt es auch interessante Studien dazu. (https://swprs.org/netzwerk-medien-deutschland/, https://swprs.org/der-propaganda-multiplikator/)
Der Spiegel-Bestseller „inside Tageschau“ von Alexander Teske, ehemaliger Redakteur bei der Tagesschau, sieht eine zu große Nähe der Journalisten zu den Regierenden und eine zu einseitige politische Einstellung bei Mitarbeitern, die dann auch zu einer einseitigen Berichterstattung führt, vor allem durch das Weglassen und Auswählen bestimmter Nachrichten. Ebenso kritisierte er die Macht der Chefs vom Dienst (CvD), die mehr Einfluss auf das Programm hätten als die Chefredaktion, die aber niemand namentlich kennt.
Mangel an Geld und Zeit
Ein weiterer Grund für ausbleibende eigene Recherche der Medien und ungeprüfte Übernahme von Agentur-Artikeln sind fehlende Mittel und die knappe Zeit im Wettrennen, wer die aktuellen Nachrichten am schnellsten veröffentlicht.
Haltungsjournalismus und Kampf gegen Desinformation
Über 40 % der deutschen Journalisten sind laut der Studie Journalismus + Demokratie aktuell den Grünen zugewandt, und viele haben eine akademische Ausbildung. Dies beeinflusst die Informationsauswahl in den Medien, in der wichtige Themen für die Bevölkerung oft nicht abbildet werden und begünstigt einen Haltungsjournalismus, der die objektive Berichterstattung immer mehr ablöst. Die aktuellen Kampagnen und Gesetzesinitiativen in Deutschland und der EU gegen Desinformation und die Faktenchecker (die nachgewiesen Gelder vom Staat erhalten) werden dazu benutzt, unliebsame Meinungen und Kritik zu diskreditieren, z. B. dadurch, dass sie als Verschwörungstheorien oder rechts bezeichnet werden. Zum Beispiel wurden in der Corona-Zeit Youtube-Videos gelöscht, die Informationen zum Laborursprung des Corona-Virus thematisierten, und die sich dann nachträglich als wahr herausstellten. Auch werden bislang renommierte Persönlichkeiten auf einmal aufgrund ihrer nicht regierungskonformen Meinung nicht mehr zu deutschen Talkshows eingeladen (z. B. Gabriele Krone-Schmalz), werden öffentlich diffamiert oder verlieren möglicherweise dadurch sogar ihre Arbeitsstelle (z. B. Prof. Dr. Ulrike Guérot). Damit wird ein offener Diskurs verhindert und die Meinungsvielfalt eingeschränkt. Kritische Stimmen findet man z. B. immer noch regelmäßig in der Talkrunde „Hangar7“ vom österreichischen Sender Servus TV.
Gegenöffentlichkeit in den unabhängigen Medien
Durch diesen Trend, der schon vor Jahren begann, haben bereits zahlreiche kritische Journalisten die etablierten Medien verlassen und haben sich freien Plattformen angeschlossen, geben Interviews oder haben selbst neue Formate gegründet – wie z. B. Dirk Pohlmann und Walter van Rossum. Die Gegenöffentlichkeit in den unabhängigen Medien inklusive den sozialen Medien wie Youtube, X, Facebook, Instagram & Co. wird deshalb immer größer. Besonders die junge Generation informiert sich kaum noch über die etablierten Medien.
Im nächsten Gesprächskreis
wird es um Wege in eine neue Gesellschaft gehen, die im Buch vorgestellt werden. Diskutiert werden auch je nach Bedarf aktuelle Themen aus der Politik. Wer mitdiskutieren möchte, ist herzlich eingeladen am Dienstag, 8.4.25 um 19 Uhr in den Nebenraum der Gaststätte Weiherhaus in Bensheim, Saarstr. 56.
Kontakt: Frithjof Ramb nds-gk-bensheim@freenet.de
Seit wenigen Wochen gibt es den neuen NachDenkSeiten-Gesprächskreis Bensheim/Bergstraße als einer von ca. 100 Gesprächskreisen in Deutschland und darüber hinaus. Wir sind gesellschaftlich aktive Bürgerinnen und Bürger aus der Region mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen und durchaus diversen politischen Ansichten. Uns eint der Respekt und die Fairness vor der Meinung des Anderen und die Neugierde, was „hinter den Kulissen“ des gesellschaftlichen und politischen Lebens passiert. Wir hinterfragen und diskutieren die Narrative zu verschiedenen Themen und versuchen, Zusammenhänge herzustellen und zum eigenen Nachdenken anzuregen. Wir sind überzeugt davon, dass eine breitere und kritischere öffentliche Debatte auch zu besseren politischen Entscheidungen führen wird.
Unsere erste Veranstaltung am 10.12.2024 im Nebenraum der Gaststätte Weiherhaus war eine Kurzvorstellung und Diskussion zum Buch „Die Revolution ist fällig“ von Albrecht Müller. Der Bestsellerautor und Gründer der politischen Webseite „NachDenkSeiten“ leitete Willy Brandts Wahlkampf 1972 und die Planungsabteilung unter den Kanzlern Brandt und Schmidt. Er hat in seinem Buch die Schäden, die durch das Voranschreiten der neoliberalen Ideologie und deren Umsetzung – nicht nur in Deutschland – angerichtet wurden, sehr detailliert und mit vielen Quellenangaben beschrieben. Der Koordinator des Gesprächskreises, Frithjof Ramb, begrüßte die 11 Teilnehmer und es folgte eine Kurzvorstellung der Anwesenden – drei kamen aus dem benachbarten Gesprächskreis in Lampertheim. Wilfried Riese-Girolstein begann seine Buchvorstellung mit einigen kritischen Fragen zum Status quo in unserem Land: Haben wir wirklich demokratische Strukturen, und sind Parteien demokratisch, wenn sie von Lobbyisten beeinflusst werden? Sind wir in Deutschland unabhängig in unseren politischen Entscheidungen, oder doch eher weisungsgebunden an die Vorgaben aus NATO und USA und zudem abhängig von Kapitallobbyisten und Konzernen?
Der Autor des Buches meint, die neoliberale Agenda, die vor allem für eine Deregulierung des Kapitalmarktes und die Privatisierung ehemals staatlicher Aufgaben steht, sei die Hauptursache dafür, dass sich fundamentale Werte des gesellschaftlichen Miteinanders gravierend verändert haben, da eine Übertragung ökonomischer Prinzipien auf fast alle Lebensbereiche auch jenseits der wirtschaftlichen Tätigkeit stattgefunden habe. Durch die kontinuierliche Verschlechterung der Verteilungsgerechtigkeit und den schleichenden Abbau und die Privatisierung von Sozialleistungen seit den 80er Jahren sei auch unsere Demokratie in Gefahr. Die Armutsquote in Deutschland ist mittlerweile bei 17,8 %. Ist die Daseinsvorsorge unseres Staates noch gegeben und funktionsfähig? Hierzu ergab sich eine Diskussion zum Thema: Wieviel Staat ist nötig und wo stehen wir momentan. Ein weiteres wichtiges Thema im Buch ist die Meinungsbildung über Medienkonzerne und NGOs, die großen Kapitalinvestoren gehören, sowie die Einflussnahme durch große Weltkonzerne auf politische Entscheidungen und Gesetzgebung. Hier bestehen direkte und indirekte Beteiligungen amerikanischer Finanzkonzerne wie Black Rock und Vanguard bei deutschen Aktiengesellschaften, die eine amerikanische Einflussnahme über eine Bündelung von Eigentumsrechten ganzer Branchen ermöglicht. Riese Girolstein wies hier auf den Spiegel-Bestseller in aktueller Neuauflage „Wem gehört Deutschland – Schwerpunkt Kriegs- und Krisengewinner“ von Jens Berger hin.
Es fand zu den einzelnen Themen eine angeregte und wertschätzende Diskussion statt, welche die Buchinhalte nochmal viel tiefer verständlich machte, als wenn man das Buch nur liest. Da die Zeit von 2 Stunden nur für einen kleinen Teil des Buches ausreichte, wird die Diskussion im nächsten Gesprächskreis fortgesetzt. Dieser findet statt am Dienstag, 14. Januar in Bensheim; der genaue Raum muss noch geklärt werden, da das Weiherhaus mehrere Wochen wegen Umbaupause geschlossen hat. Wenn Sie neugierig geworden sind, laden wir Sie herzlich ein, mit uns zu diskutieren. Falls Sie einen Raum für 15-20 Personen (mit Konsumation) anbieten können, freuen wir uns über ein Angebot. Bitte melden Sie sich dazu bei Frithjof Ramb unter nds-gk-bensheim@freenet.de. Eine Übersicht der Gesprächskreise finden Sie auf der Webseite der Nachdenkseiten: https://www.nachdenkseiten.de/?page_id=3921
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