von Monika Krotter-Hartmann
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
als wir heute von der Reise nach Torgau zum Elbetag zurückgekommen sind, haben wir das Gedicht von Patrik Baab gefunden, denn Wolfgang Schürer (Red: Vorsitzender des Kreisverbandes Offenbach a. M. der Freidenker) hat es weiter geleitet. Das Gedicht wurde dort übertragen. Beim Zuhören im Menschengetümmel konnte ich nicht alles so gut verstehen, danke deshalb für die Möglichkeit, diesen Text hier nachlesen zu können. Ich erinnere mich daran, als ich das erste Mal in meinem Leben die Texte von Wolfgang Borchert gelesen habe. Sie haben mich tief erschüttert, so wie dieser Text von Patrik Baab.
Monika Krotter-Hartmann (links)
Die Feierlichkeiten der Stadt Torgau waren aufwendig, wie jedes Jahr. Blumenkränze, Reden, Gesang. Doch hat die Stadt Torgau es leider nicht geschafft, den Befreiern würdig zu danken. Die Teilnahme des Russischen Botschafters wurde geduldet, er wurde nicht von der Polizei davon getragen, aber er wurde geschmäht und beleidigt. Ein Teil der Anwesenden hat darauf mit Unmut und Buhrufen reagiert, ein anderer Teil hat sich verhalten, wie Claqueure es tun.
Der Händedruck am Elbe-Tag 1945 zwischen den Soldaten der Sowjetarmee und der US-Armee war ein Höhepunkt in der Geschichte gegen Faschismus und Krieg. Am Elbe-Tag 2025 ist es leider nicht gelungen, zu einer gemeinsamen Aktion zu kommen. Es gab zwei Veranstaltungen, nebeneinander und beide inhaltlich sehr gut! Viele wünschen sich, dass dieser Zustand verändert wird.
Hier aber nun das Gedicht von Patrik Baab:
https://www.manova.news/artikel/zieh-in-den-krieg
26.4.2025
Patrik Baab appelliert an den 16-jährigen Theo, der in einer Talkshow angab, in seiner Freizeit Orgel zu spielen, nun aber entschlossen sei, zur Bundeswehr zu gehen.
Viele hat man zum Militär gezwungen — immer wieder gibt es aber auch junge Menschen, die freiwillig „dienen“. Was soll man ihnen als erfahrener Mensch sagen? Wirklich hindern kann man sie nicht daran. Patrik Baab, der der Realität des Krieges in der Ostukraine und anderswo sehr nahe kam, wählt den Weg einer paradoxen Empfehlung, die in Wahrheit eher eine Warnung ist: „Geh doch!“ Aber sei dir bewusst, wie unfassbar schrecklich Krieg ist. Diese Aussage schmückt Baab mit drastischen Details aus. Sein sachliches und zugleich sehr emotionales Gedicht ist auch an all jene gerichtet, die Krieg heute wieder als bewältigbare Option der Realpolitik verharmlosen.
von Patrik Baab
Du willst tun, was wirklich zählt? Dann mach’s!
Geh zur Bundeswehr!
Du willst westliche Werte verteidigen, unsere Freiheit, wie damals in Afghanistan?
Dann geh!
Ich bin alt. Ich werde dich nicht hindern.
Du willst wissen, was Krieg heißt? Dann geh!
Zieh in den Krieg!Du willst dein Vaterland verteidigen? Dann geh!
Lass dir erzählen, dass die Russen kommen,
dass Putin morgen vor der Tür steht,
wenn wir ihn nicht heute im Donbass von uns halten!
Glaube, was sie dir sagen, denn wer nichts weiß, muss viel glauben,
und wer unserer Propaganda nicht glaubt, betreibt das Geschäft unserer Feinde!
Lass dich aufhetzen gegen die Russen!
Geh! Augen zu und durch!
Geh dahin, wo die schwarze Erde jetzt schon getränkt ist
Mit dem Blut Hunderttausender Ukrainer und Russen.
Geh!
Auch über deinen Leichnam wird Gras wachsen.Komm mit mir nach Donezk,
wo schon die Kinder lernen, was Krieg heißt,
wo dieser Krieg nicht 2022 begonnen hat, sondern bereits 2014,
auf dem Maidan,
wo dieser Krieg mit den Morden des Rechten Sektors angefangen hat,
was du in der Schule nicht hörst, nicht in den Universitäten.
Komm mit mir in die Stadt,
wo jeder weiß, was es heißt, in der Todeszone zu leben.
Wo Schulkinder beim Pausenklingeln unter den Tisch kriechen,
weil sie den nächsten Bombenalarm fürchten,
und wo sie nachts, in ihren Träumen,
ein Leben lang dem Tod zusehen, wie er seine Arbeit macht.
Komm mit mir nach Mariupol,
wo an der Kellerwand steht mit weißer Farbe: Sdez Detje! Hier leben noch Kinder!
Aber der Keller ist ausgebrannt.
Hier lebt niemand mehr.Wenn du erfahren willst, was Krieg heißt, dann komm!
Wenn du mit mir kommen willst zur Kontaktlinie, komm!
Komm,
wenn du durch ausgebrannte Fensterhöhlen in den Abgrund schauen willst,
wenn du im Straßengraben nicht pinkeln kannst, weil da Schmetterlingsminen liegen,
wenn du dich tagelang nicht waschen kannst,
wenn die letzte Ration von Maden zerfressen ist und es sonst nichts mehr zu fressen
gibt,
wenn du in feuchten Kellern mit anderen verdreckten und verstörten Menschen
die schmierige Brühe aus der Heizung leckst,
wenn du nur Dreckwasser zu trinken hast,
wenn du dir an diesem dreckigen, verseuchten Wasser die Ruhr holst,
wenn du über dem Donnerbalken scheißen musst und
wenn du kein Gras mehr findest, dir den Arsch abzuwischen,
wenn du am ersten, am zweiten, am dritten, am vierten, am fünften Tag immer noch dieselbe Unterhose trägst und der alte, verhärtete Kot sich darin sammelt,
wenn du nachts in deinem durchnässten Armeeparka im Dreck liegst und
wenn du dir im Winter auf einer Pritsche im eiskalten Unterstand Erfrierungen holst,
wenn Läuse und Flöhe deine stinkende Uniform befallen,
wenn Myriaden von Wanzen sich an deiner Haut nähren,
wenn du die Krätze bekommst,
wenn dir der kalte, feuchte Schlamm, in dem du tagein, tagaus knöcheltief stehst,
die Haut am Fuß bläulich grau färben und deinen Fuß allmählich abfaulen lässt,
wenn die amputierten, blutigen Grabenfüße auf einem Haufen im Dreck liegen,
wenn die Ratten an den Leichen nagen und die Krähen den Toten die Augen und Därme
ausfressen,
wenn du die Trillerpfeife der Offiziere hörst,
wenn sie dich mit gezogener Pistole den Finger am Abzug auf die Leiter und aus dem Schützengraben ins Maschinengewehrfeuer jagen, in die Minenfelder,
wenn die Drohnen im Schwarm auf dich zugeflogen kommen,
wenn du nachts nicht schlafen kannst, weil die Verwundeten in den Stacheldrahtverhauen festhängen und stöhnen und nach ihrer Mutter flehen,
wenn du im Lazarett dich auf einem dreckigen Laken windest und dein Fuß juckt und du dich am Fuß kratzen willst, aber da ist kein Fuß mehr, weil dein Bein amputiert wurde,
wenn nur der Phantomschmerz dich daran erinnert, dass du einmal ein Bein gehabt
hast,
wo jetzt nur ein Stumpf in einem durchgebluteten Verband steckt,
wenn die Raketen dein Telefon anpeilen und in kalter Geometrie ihr Ziel erreichen,
wenn von deinem Panzer nur geschmolzenes Metall bleibt,
wenn du bei 1.400 Grad im Feuerball verglühst,
dann weißt du, was Krieg heißt.Also geh!
Hol dir diesen Geschmack von Freiheit und Abenteuer!
Geh und werde ein Held!
Geh, wenn Macht und Medien zusammenhalten wie Pech und Schwefel.
Gib dein Leben für jene, die dich dorthin schicken, aber selbst dorthin nicht gehen!
Hab’ kein Mitleid mit dir selbst! Geh!
Geh in den Tod für jene, die Volksreden halten in TV-Quasselrunden,
die in der Etappe bleiben oder im Bunker und ihre eigenen Kinder in den letzten Flieger
setzen nach Übersee,
überzeugte Transatlantiker, die sie sind.
Geh!
Wenn du fällst, werden die Börsenkurse steigen!
Also geh!Aber vorher
schau sie dir an,
wie sie hinter ihren Schreibtischen sitzen in ihren Redaktionen und in der Kaffeetasse
rühren,
die Maulhelden, die selbst ihre Kinder nicht in den Graben schicken,
schau sie dir genau an,
die Hasardeure und Hütchenspieler in der Regierung, die Taurus liefern wollen,
aber sich selbst beim ersten Flintenschuss einfeuchten,
schau sie dir an,
die Rüstungsbosse, die Sektkorken knallen lassen, während andere an ihren Waffen
verbluten.
Schau sie dir genau an.
Denn du musst diesen Typen nur ins Gesicht sehen.
Freidenker.org: Elbe-Tag: 80. Jahrestag der Begegnung
Klaus Hartmann: 80 Jahre Begegnung an der Elbe – Stadt Torgau gestaltet einen Tag der Würdelosigkeit
(inkl. Bilder-und Videogalerie)
eingeSCHENKt.tv – Torgau für Frieden – 80 Jahre Elbe Day:
Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verdammt sie zu wiederholen
„Seit 2012 Jahren findet auf der ganzen Welt, auch in mehreren deutschen Städten alljährlich vor dem 9. Mai der Gedenkmarsch „Unsterbliches Regiment“ statt, bei dem der Gefallenen der Roten Armee im Großen Vaterländischen Krieg durch ihre Nachfahren gedacht wird. Zu der [diesjährigen] Veranstaltung in Frankfurt am Main dokumentieren wir das Grußwort von Sebastian Bahlo und einige Bilder.“
Wolfgang Borchert „Draußen vor der Tür“ – Hörspiel (NWDR 1947):
Richard David Precht Interview-Ausschnitt (mit Moderator Markus Feldenkirchen vom Spiegel) – „Mein Sohn kämpft nicht gegen Russland“:
von Katja Knoch (Bensheim) und Joachim Guilliard (Heidelberg)
Am Ostermontag, den 21. April 2025, folgten rund 300 Menschen dem Aufruf des Friedensbündnisses Bergstraße zu einer überparteilichen Friedensdemonstration – bestehend aus einem Ostermarsch durch Bensheim und einer meditativen Friedensaktion am Friedensmal Hochstädten. Sie setzten damit ein klares Zeichen gegen Aufrüstung und Kriegstüchtigkeit – und für Verständigung, Dialog und eine friedlichere Zukunft.
Unter diesem Motto waren alle Menschen eingeladen – unabhängig von ihrer politischer Gesinnung. „Denn Frieden ist keine Frage von rechts oder links. Frieden ist ein Menschenrecht. Und Krieg kommt nie von rechts oder links, sondern immer von oben“, betonte Katja Knoch, die Anmelderin der Veranstaltung, in ihrer Begrüßungsrede. Vielfältige Friedensfahnen und kreative Schilder machten deutlich: Es ging nicht um Parteipolitik, sondern um das gemeinsame Ringen um den Frieden in einer Zeit, in der die öffentliche Debatte zunehmend von Kriegsrhetorik dominiert wird. Auch die Rednerinnen und Redner, die teils sehr unterschiedlichen politischen oder weltanschaulichen Hintergründen entstammen, verbanden sich im gemeinsamen Ziel: Nie wieder Krieg.
Bereits um 12 Uhr startete die Veranstaltung auf dem Marktplatz in Bensheim mit zwei Info-Ständen: Eine multimediale Ausstellung „Nie wieder Krieg“ der Initiative „Freie Heidelberger“ vermittelte anhand von Bild- und Tondokumenten die Schrecken des Krieges. Stimmen von Zeitzeugen aus Deutschland und Polen sowie ein aktueller Kommentar von Dieter Hallervorden zur gegenwärtigen Kriegspropaganda rundeten das Bild ab. Am zweiten Stand des Friedensbündnisses Bergstraße – unterstützt von den Freidenkern und dem Gesprächskreis der NachDenkSeiten Darmstadt – wurden Informationen zu geopolitischen Hintergründen und Friedensinitiativen bereitgestellt. Besucher konnten weiße Friedenstauben mit Friedensbotschaften in den Himmel steigen lassen. Außerdem wurden Unterschriften zur Unterstützung des Berliner Appells sowie einer eigenen Petition des Friedensbündnisses gesammelt.
Zeitgleich versammelten sich um 13 Uhr über 40 Menschen am Friedensmal in Bensheim Hochstädten. Abseits des politischen Trubels entstand dort ein Raum der Besinnung: Es wurde gesungen, gebetet und gemeinsam meditiert – ohne Schilder, ohne Lautsprecher, ohne Symbole – „nur“ für Frieden. Das Friedensmal – ein Ort der Erinnerung und inneren Wandlung – wurde damit zur stillen Quelle der Kraft, aus der ein Teil der Gruppe im Anschluss in einer Friedenswanderung durch das Fürstenlager zum Marktplatz hinzustieß.
Gegen 14:30 Uhr startete der Ostermarsch durch die Bensheimer Innenstadt. Mehr als 230 friedensbewegte Menschen zogen durch die Stadt – begleitet von Friedensliedern, Transparenten und klaren Botschaften:
Weigert euch kriegstüchtig zu werden! – Keine neuen Mittelstreckenraketen auf deutschem Boden! – Keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete! Einhaltung der nationalen und internationalen Friedensverträge!
Die Teilnehmenden forderten nicht weniger als einen Kurswechsel der Politik – hin zu Verständigung statt Konfrontation, zu Diplomatie statt Eskalation.
Im Anschluss sprachen verschiedene Menschen aus der Friedensbewegung auf dem Marktplatz:
Auch mit den Gegendemonstranten der „Omas gegen Rechts“ fanden am Rand der Veranstaltung zahlreiche friedliche Gespräche statt. Der Tag machte deutlich, dass Frieden im Miteinander der unterschiedlichsten Menschen möglich ist – und dringend notwendig. Nicht im Kampf gegen andere – sondern im Dienst am Leben. Lebendig bleibt ein Tag, der Mut machte – ein Tag, an dem Menschen aufstanden – für den Frieden, für Wahrheit, für Menschlichkeit.
Links zu den Redebeiträgen, der Aktion am Friedensmal und weitere Fotos sind auf der Webseite des Friedensbündnisses Bergstraße zu finden. Alle Fotos können heruntergeladen und verwendet werden.
Die diesjährigen Ostermärsche finden in einer zugespitzten Situation statt, in einer Situation so brisant wie schon lange nicht mehr. Wir sind mit extrem gefährlichen Entwicklungen konfrontiert: hier in Europa, wie auch im Pazifik und im Nahen Osten. Und verheerende Kriege toben auch seit Jahren in Afrika, insbesondere im Kongo und Sudan. Diese werden leider zu oft übersehen.
40 Prozent von 350 für eine Studie befragte Außenpolitikexperten aus 60 Ländern gaben sich überzeugt davon, dass es bis 2035 zu einem neuen großen Krieg, gar einem Weltkrieg kommen wird. Und fast die Hälfte von ihnen rechnet in den kommenden zehn Jahren mit einem Einsatz von Atomwaffen.
… weiterlesen auf dem Blog von Joachim Guilliard
von Katja Knoch und Red.
Liebe Freunde des Friedens,
unsere Regierung und die Medien trommeln immer lauter für den Krieg. Es ist unbedingt Zeit, NEIN zu sagen. Auf apolut gibt es dazu einen guten Beitrag von Tom-Oliver Regenauer: NEIN!
Ein weiterer aktueller, sehr interessanter Artikel thematisiert genau die Befürchtungen aus unserem Aufruf: Rüstungsspirale 2025: Wiederholen wir die Fehler von 1914?
Wir laden alle friedensbewegten Menschen ein, mit uns ein Zeichen in der Region zu setzen: für Frieden, Abrüstung, Verhandlungen! Lassen wir uns nicht von der Propaganda in den Medien beeinflussen, sondern bleiben beim gesunden Menschenverstand!
Alle Infos der letzten drei Termine in der Übersicht bei der Friedenskooperative. Das Friedensbündnis Bergstraße unterstützt die Zeitungsanzeige der Friedenskooperative in der TAZ und wird dort (hoffentlich) mit aufgeführt. Die Friedenskooperative ist jedoch nicht bereit, unseren Ostermarsch in ihre Liste aufzunehmen – bisher ohne Begründung. Wenn ihr die Geschäftsstelle (Kristian Golla) mal etwas auf Trab bringen möchtet, ruft doch mal dort in eurem privaten Namen an oder schreibt eine Mail und fragt, warum unser Ostermarsch nicht in der Liste steht: Tel.: 0228-692904, E-Mail: info@friedenskooperative.de
Zum Thema Spaltung der Friedensbewegung und Haltung des DGB oder der DFG/VK hier noch ein paar interessante Artikel:
Marktplatz Bensheim ab 12 Uhr: Multimediale Ausstellung „Nie wieder Krieg!“ der Freien Heidelberger und Info-Stand vom Friedensbündnis Bergstraße und dem deutschen Freidenkerverband.
14 Uhr Ostermarsch: Friedenszug durch Bensheim, Start und Ziel Marktplatz Bensheim. Bringt gerne Friedensfahnen und Botschaften für den Frieden auf Schildern mit – bitte keine Parteifahnen und keine Trommeln.
Parallel dazu: Friedensmal in Bensheim-Hochstädten ab 13 Uhr: Zusammenkunft für den inneren Frieden, mit Friedensliedern, Stille und einer gemeinsamen Meditation. Die Teilnehmer können sich dann ab ca. 13:45 Uhr einer Friedenswanderung zum Marktplatz in Bensheim über das Fürstenlager und das Kirchberghäuschen anschließen. Wer Schilder oder Fahnen mitbringt, ist eingeladen, diese für die Wanderung aufzubewahren – denn am Friedensmal selbst möchten wir bewusst auf solche Zeichen verzichten.
Das Friedensmal ist nur zu Fuß erreichbar. Ein Ruftaxi fährt jede Stunde um 7 nach zum Bustarif vom Bahnhof Bensheim/Steig 8 nach Hochstädten, es muss min. 30 min vorher bestellt werden unter Tel. 0621/1077077 oder online beim VRN. Wegbeschreibung: www.friedensmal.info
Ab ca. 15:30 findet auf dem Marktplatz die Hauptkundgebung statt
Bisher zugesagte Redner:
… und voraussichtlich Diether Dehm, Politiker, Autor und Liedermacher
Anschließend gibt es ein offenes Mikrofon, das den Raum für eigene Gedanken, Begegnung und Austausch öffnet.
Lasst uns gemeinsam dem Frieden eine Stimme geben, kommt zahlreich am Ostermontag und leitet die Einladung gerne weiter, oder druckt das angehängte Plakat aus (pdf – Flyer Ostermarsch 2025) und hängt es in eurem Ort in Geschäften oder anderen sichtbaren Stellen auf! (Weitere Formate zum Drucken hier).
„Die Zeit von 1476 bis 1525 war von den verschiedensten Auseinandersetzungen geprägt, es begehrten nicht nur die Bauern auf, sondern auch der niedere Adel, welcher zum Teil aus der Mitte der Gesellschaft abgestürzt, mit der Bestrebung eine Adelsdemokratie mit Leibeigenschaft zu errichten, revoltierte. Und nicht nur gelegentlich probten die Bürger den Aufstand gegen ihre Landesherren, es war die Zeit der Reformation, der weltliche Adel drängte den Einfluss des geistigen Adels zurück, die zentrale Gewalt des Papstes schwächend. Die Hauptlast dieser Auseinandersetzungen hatten die Bauern zu tragen, deren Widerstand unter Müntzer mit dem deutschen Bauernkrieg und eigenen Zielen seinen Höhepunkt erreichte.“ (Textauszug von: Freidenker.org)
Thomas-Müntzer-Gedenkstein am Schlachtberg in Bad Frankenhausen vor dem Bauernkriegspanorama
Wann / Wo:
Am Freitag, den 30. Mai 2025 um 10:15 Uhr
Hotel Thüringer Hof,
Anger 15, 06567, Bad FrankenhausenAnmeldung (und Übernachtungswünsche) bei:
Monique Broquard, Am Friedhof 10,
66280 Sulzbach
Tel. 06897-24 46, Mobil 0152-53 19 09 92,
Mail: m.broquard@freidenker.de
Treffpunkt 10.15 Uhr Panorama Museum
Am Schlachtberg 9
06567 Bad Frankenhausen /Thüringen
Führung durch das Panoramamuseum mit dem Rundgemälde von Werner Tübke: „500 Jahre Frühbürgerliche
Revolution“. (Link zum Panorama-Bild)
Film: Schlacht im Bild
Eintritt: 8,50 Euro
Panorama-Museum, Foto: Z thomas, CC BY-SA 4.0
14.30 Uhr Hotel Thüringer Hof
Die „Schlacht bei Frankenhausen“ am 15. Mai 1525
Referent: Dr. Ulrich Hahnemann, Museumsleiter und Stadtarchivar, Bad Frankenhausen
Der Große Bauernkrieg – Höhepunkt einer Epoche im Umbruch
Referent: Freidenker Thomas Loch
Vom Bauernkrieg zur Bedarfswirtschaft – eine historische Einordnung
Referent: Dr. Wolfgang Beck
Thomas Müntzer in Memleben, Giorno2, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
Die Tagung wird vom Verbandsvorstand in Zusammenarbeit mit dem Landesverband
Thüringen veranstaltet. Flyer der Veranstaltung (pdf)
Am 31.05./01.06. findet der Verbandstag in Bad Frankenhausen statt. Den Delegierten wird empfohlen, bereits zur Konferenz anzureisen. Der anschließende Verbandstag ist mitgliederöffentlich.
Weitere Infos siehe :
ViSdP: Deutscher Freidenker-Verband e.V., Verbandsvorstand,
Postfach 600721, 60337 Frankfurt a.M.
kontakt@freidenker.de
www.freidenker.de
von Katja Knoch
Beim letzten Treffen des NachDenkSeiten-Gesprächskreises Bensheim/Bergstraße diskutierten die 13 Teilnehmer zur Frage „Werden die Medien ihrer Aufgabe gerecht?“, ein Kapitel aus dem Buch „Die Revolution ist fällig – aber sie ist verboten“ von Albrecht Müller, Gründer der NachDenkSeiten und ehemaliger SPD-Politiker unter Willy Brandt. Als einer von mehr als 100 Gesprächskreisen möchte auch die Bensheimer Gruppe einen Beitrag zur Aufklärung über politische Hintergründe leisten, zum Nachdenken anregen und einen offenen Diskurs ermöglichen.Während Jutta Ramb für die Teilnehmer die wichtigsten Punkte zum Thema Medien aus dem Buch zusammenfasste, entstanden parallel viele Fragen und Anmerkungen, die in einem lebendigen Austausch unterschiedliche Ansichten hervorbrachten. Erfüllen die Journalisten noch ihren öffentlichen Auftrag als bewachendes Auge der Politik? Dienen die Leitmedien als neutrale Informationsquelle? Halten sie den Pressekodex ein? Gibt es noch investigativen Journalismus, oder sind die Artikel nur noch copy & paste der großen Agenturen?
Konzentration und lobbyistische Verflechtung der etablierten Medien
Wie in der Wirtschaft sind auch bei den großen Medien eine starke Konzentration sowie lobbyistische Verflechtungen festzustellen. Es gibt nur drei große internationale Presseagenturen weltweit, die relevant sind für internationale Nachrichten: AFP, AP und Reuters. Nationale Presseagenturen beziehen ihre Nachrichten zum Großteil von diesen drei globalen Agenturen. Diese werden wiederum stark beeinflusst von internationalen bzw. transatlantischen NATO-lobbyistischen Netzwerken wie der Atlantik-Brücke, der Bilderberger-Gruppe und der Trilateralen Kommission – dadurch, dass in diesen einflussreiche Medieninhaber und hochrangige Journalisten persönlich vertreten sind. Wie die Verflechtungen aussehen, kann auf der Webseite „Swiss Policy Research“ recherchiert werden. Hier gibt es auch interessante Studien dazu. (https://swprs.org/netzwerk-medien-deutschland/, https://swprs.org/der-propaganda-multiplikator/)
Der Spiegel-Bestseller „inside Tageschau“ von Alexander Teske, ehemaliger Redakteur bei der Tagesschau, sieht eine zu große Nähe der Journalisten zu den Regierenden und eine zu einseitige politische Einstellung bei Mitarbeitern, die dann auch zu einer einseitigen Berichterstattung führt, vor allem durch das Weglassen und Auswählen bestimmter Nachrichten. Ebenso kritisierte er die Macht der Chefs vom Dienst (CvD), die mehr Einfluss auf das Programm hätten als die Chefredaktion, die aber niemand namentlich kennt.
Mangel an Geld und Zeit
Ein weiterer Grund für ausbleibende eigene Recherche der Medien und ungeprüfte Übernahme von Agentur-Artikeln sind fehlende Mittel und die knappe Zeit im Wettrennen, wer die aktuellen Nachrichten am schnellsten veröffentlicht.
Haltungsjournalismus und Kampf gegen Desinformation
Über 40 % der deutschen Journalisten sind laut der Studie Journalismus + Demokratie aktuell den Grünen zugewandt, und viele haben eine akademische Ausbildung. Dies beeinflusst die Informationsauswahl in den Medien, in der wichtige Themen für die Bevölkerung oft nicht abbildet werden und begünstigt einen Haltungsjournalismus, der die objektive Berichterstattung immer mehr ablöst. Die aktuellen Kampagnen und Gesetzesinitiativen in Deutschland und der EU gegen Desinformation und die Faktenchecker (die nachgewiesen Gelder vom Staat erhalten) werden dazu benutzt, unliebsame Meinungen und Kritik zu diskreditieren, z. B. dadurch, dass sie als Verschwörungstheorien oder rechts bezeichnet werden. Zum Beispiel wurden in der Corona-Zeit Youtube-Videos gelöscht, die Informationen zum Laborursprung des Corona-Virus thematisierten, und die sich dann nachträglich als wahr herausstellten. Auch werden bislang renommierte Persönlichkeiten auf einmal aufgrund ihrer nicht regierungskonformen Meinung nicht mehr zu deutschen Talkshows eingeladen (z. B. Gabriele Krone-Schmalz), werden öffentlich diffamiert oder verlieren möglicherweise dadurch sogar ihre Arbeitsstelle (z. B. Prof. Dr. Ulrike Guérot). Damit wird ein offener Diskurs verhindert und die Meinungsvielfalt eingeschränkt. Kritische Stimmen findet man z. B. immer noch regelmäßig in der Talkrunde „Hangar7“ vom österreichischen Sender Servus TV.
Gegenöffentlichkeit in den unabhängigen Medien
Durch diesen Trend, der schon vor Jahren begann, haben bereits zahlreiche kritische Journalisten die etablierten Medien verlassen und haben sich freien Plattformen angeschlossen, geben Interviews oder haben selbst neue Formate gegründet – wie z. B. Dirk Pohlmann und Walter van Rossum. Die Gegenöffentlichkeit in den unabhängigen Medien inklusive den sozialen Medien wie Youtube, X, Facebook, Instagram & Co. wird deshalb immer größer. Besonders die junge Generation informiert sich kaum noch über die etablierten Medien.
Im nächsten Gesprächskreis
wird es um Wege in eine neue Gesellschaft gehen, die im Buch vorgestellt werden. Diskutiert werden auch je nach Bedarf aktuelle Themen aus der Politik. Wer mitdiskutieren möchte, ist herzlich eingeladen am Dienstag, 8.4.25 um 19 Uhr in den Nebenraum der Gaststätte Weiherhaus in Bensheim, Saarstr. 56.
Kontakt: Frithjof Ramb nds-gk-bensheim@freenet.de
Seit wenigen Wochen gibt es den neuen NachDenkSeiten-Gesprächskreis Bensheim/Bergstraße als einer von ca. 100 Gesprächskreisen in Deutschland und darüber hinaus. Wir sind gesellschaftlich aktive Bürgerinnen und Bürger aus der Region mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen und durchaus diversen politischen Ansichten. Uns eint der Respekt und die Fairness vor der Meinung des Anderen und die Neugierde, was „hinter den Kulissen“ des gesellschaftlichen und politischen Lebens passiert. Wir hinterfragen und diskutieren die Narrative zu verschiedenen Themen und versuchen, Zusammenhänge herzustellen und zum eigenen Nachdenken anzuregen. Wir sind überzeugt davon, dass eine breitere und kritischere öffentliche Debatte auch zu besseren politischen Entscheidungen führen wird.
Unsere erste Veranstaltung am 10.12.2024 im Nebenraum der Gaststätte Weiherhaus war eine Kurzvorstellung und Diskussion zum Buch „Die Revolution ist fällig“ von Albrecht Müller. Der Bestsellerautor und Gründer der politischen Webseite „NachDenkSeiten“ leitete Willy Brandts Wahlkampf 1972 und die Planungsabteilung unter den Kanzlern Brandt und Schmidt. Er hat in seinem Buch die Schäden, die durch das Voranschreiten der neoliberalen Ideologie und deren Umsetzung – nicht nur in Deutschland – angerichtet wurden, sehr detailliert und mit vielen Quellenangaben beschrieben. Der Koordinator des Gesprächskreises, Frithjof Ramb, begrüßte die 11 Teilnehmer und es folgte eine Kurzvorstellung der Anwesenden – drei kamen aus dem benachbarten Gesprächskreis in Lampertheim. Wilfried Riese-Girolstein begann seine Buchvorstellung mit einigen kritischen Fragen zum Status quo in unserem Land: Haben wir wirklich demokratische Strukturen, und sind Parteien demokratisch, wenn sie von Lobbyisten beeinflusst werden? Sind wir in Deutschland unabhängig in unseren politischen Entscheidungen, oder doch eher weisungsgebunden an die Vorgaben aus NATO und USA und zudem abhängig von Kapitallobbyisten und Konzernen?
Der Autor des Buches meint, die neoliberale Agenda, die vor allem für eine Deregulierung des Kapitalmarktes und die Privatisierung ehemals staatlicher Aufgaben steht, sei die Hauptursache dafür, dass sich fundamentale Werte des gesellschaftlichen Miteinanders gravierend verändert haben, da eine Übertragung ökonomischer Prinzipien auf fast alle Lebensbereiche auch jenseits der wirtschaftlichen Tätigkeit stattgefunden habe. Durch die kontinuierliche Verschlechterung der Verteilungsgerechtigkeit und den schleichenden Abbau und die Privatisierung von Sozialleistungen seit den 80er Jahren sei auch unsere Demokratie in Gefahr. Die Armutsquote in Deutschland ist mittlerweile bei 17,8 %. Ist die Daseinsvorsorge unseres Staates noch gegeben und funktionsfähig? Hierzu ergab sich eine Diskussion zum Thema: Wieviel Staat ist nötig und wo stehen wir momentan. Ein weiteres wichtiges Thema im Buch ist die Meinungsbildung über Medienkonzerne und NGOs, die großen Kapitalinvestoren gehören, sowie die Einflussnahme durch große Weltkonzerne auf politische Entscheidungen und Gesetzgebung. Hier bestehen direkte und indirekte Beteiligungen amerikanischer Finanzkonzerne wie Black Rock und Vanguard bei deutschen Aktiengesellschaften, die eine amerikanische Einflussnahme über eine Bündelung von Eigentumsrechten ganzer Branchen ermöglicht. Riese Girolstein wies hier auf den Spiegel-Bestseller in aktueller Neuauflage „Wem gehört Deutschland – Schwerpunkt Kriegs- und Krisengewinner“ von Jens Berger hin.
Es fand zu den einzelnen Themen eine angeregte und wertschätzende Diskussion statt, welche die Buchinhalte nochmal viel tiefer verständlich machte, als wenn man das Buch nur liest. Da die Zeit von 2 Stunden nur für einen kleinen Teil des Buches ausreichte, wird die Diskussion im nächsten Gesprächskreis fortgesetzt. Dieser findet statt am Dienstag, 14. Januar in Bensheim; der genaue Raum muss noch geklärt werden, da das Weiherhaus mehrere Wochen wegen Umbaupause geschlossen hat. Wenn Sie neugierig geworden sind, laden wir Sie herzlich ein, mit uns zu diskutieren. Falls Sie einen Raum für 15-20 Personen (mit Konsumation) anbieten können, freuen wir uns über ein Angebot. Bitte melden Sie sich dazu bei Frithjof Ramb unter nds-gk-bensheim@freenet.de. Eine Übersicht der Gesprächskreise finden Sie auf der Webseite der Nachdenkseiten: https://www.nachdenkseiten.de/?page_id=3921
von Katja Knoch und Red.
Im März 2024 wurde das Friedensbündnis Bergstraße gegründet unter dem Motto:
Gemeinsam für den Frieden
– über alle Gräben hinweg!
„Wir sind Bürger von der Bergstraße, aus dem Odenwald und dem Ried, zum Teil aus diversen Friedensinitiativen und mit unterschiedlichen politischen Meinungen. Wir starteten das Bündnis im März 2024 unter dem Namen „Aktionsbündnis für Frieden“. Wir möchten die Friedensbewegung in der Region vereinen und auf breiter Basis neu beleben – über alle gesellschaftliche Gräben hinweg, um dem Frieden gemeinsam eine Stimme zu geben und ein Signal an die Öffentlichkeit und die Politik zu senden. Wir klären auf über die Hintergründe und die mediale Kriegspropaganda.“
Das Friedensbündnis Bergstraße startete vor der Bundestagswahl die „Aktion Friedensfragen an die Politik“. Den Direktkandidaten der zur Bundestagswahl antretenden Parteien aus dem Wahlkreis 187 der Bergstraße wurden Fragen zum Thema Frieden zugesendet und um Antwort gebeten. (Die Namen der Direktkandidaten sind der Website zu entnehmen).
Hier der versendete Aufruf:
Wir bitten Sie, uns die folgenden Fragen zu beantworten, um uns und anderen Wählern, denen Friedenspolitik wichtig ist, die Wahlentscheidung zu erleichtern. Auch unabhängig von dem, was ihre Partei zentral vorgibt. Wir möchten gerne wissen, wie Sie zu diesen Themen im Bundestag abstimmen würden.
In Kooperation mit dem deutschen Freidenker-Verband wurden zudem die Bürger am Samstag, den 15. Februar in Bensheim zur Diskussion am Info-Stand für Frieden und Aufklärung eingeladen. Hier sollten auch die ersten Antworten, sofern erhalten, präsentiert werden.
Auf der Webseite www.friedensbuendnis-bergstrasse.de unter Aktionen können ab sofort die Antworten der Direktkandidaten aus dem Kreis Bergstraße auf die Fragen zum Thema Krieg und Frieden nachgelesen werden. Die Fragen thematisieren sowohl den Ukraine-Krieg sowie den Konflikt zwischen Israel und Palästina und weitere Themen von Krieg und Frieden in unserem Land und darüber hinaus. Das Thema Frieden wird momentan im allgemeinen Wahlkampf der Parteien weitestgehend ausgespart. Es haben bisher 5 von 8 Kandidaten geantwortet, Dr. Michael Meister von der CDU hat kein Einverständnis zur Veröffentlichung seiner Ausführungen gegeben.
Am Info-Stand des Friedensbündnisses wurden am vergangenen Samstag in Bensheim die Ergebnisse öffentlich präsentiert. Es gab viele interessante Gespräche mit Passanten und es wurden Unterschriften für den Aufruf des Friedensbündnisses und für den Berliner Appell gesammelt, den das Friedensbündnis ebenfalls unterstützt. Der Berliner Appell wendet sich gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland und hat immerhin schon über 37.000 Unterschriften seit Oktober 2024 gesammelt. Es ist ein breites Bündnis um den langjährigen Friedensaktivisten Reiner Braun, das sich mit der Friedensdemo vom 3.10.24 in Berlin zusammengefunden hat unter der Webseite https://nie-wieder-krieg.org/
Mit unserer Aktion möchten wir dem Thema Frieden wieder einen wichtigen Stellenwert in der politischen Diskussion und für die Wahlen eine Stimme geben, denn wie Willy Brandt schon 1981 sagte: „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts!“
Friedensbündnis Bergstrasse
Katja Knoch – Pressesprecherin
kontakt@friedensbuendnis-bergstrasse.de
Red.
Wie schon im letzten Jahr werden die Freidenker beim Mainz-Wiesbadener Ostermarsch 2025 als Verband weder am Marsch teilnehmen noch mit einem Stand vertreten sein. Gründe liegen in der seit einigen Jahren zunehmenden Spaltung der Friedensbewegung. Seit dem Stellvertreterkrieg in der Ukraine hat sich diese Spaltung nochmal verschärft. Sie geht jedoch nicht vom DFV aus, wie auch die im folgenden dokumentierte Kommunikation der Freidenker mit dem Veranstalter und Koordinator – der DFG-VK – deutlich macht:
Im November 2024 verschickte die DFG-VK einen Aufruf zur Teilnahme am Mainz-Wiesbadener Ostermarsch 2025 unter dem Motto „Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt!“. Dabei handelte es sich aber nicht um einen Entwurf, sondern um einen fertigen Text, der unterzeichnet und politisch, organisatorisch und finanziell unterstützt werden sollte.
Der Wortlaut des Aufrufs mit Stand vom 22.10.2024 (pdf: Aufruf Ostermarsch Mainz-Wiesbaden 2025) ist unverändert auf der DFG-VK-Seite abrufbar.
Hier ein Ausschnitt des E-Mails von der DFG-VK:
Wie kann eure Unterstützung aussehen?
1. den Aufruf unterzeichnen (d. h., als Organisation gleichberechtigt mit anderen zum Ostermarsch aufzurufen), sowie 50 € Kostenbeteiligung zahlen. […]
2. die Kosten auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, in dem ihr einen Spendenbeitrag an die Ostermarschinitiative entrichtet.
3. in dem ihr mithelft, unser gemeinsames Anliegen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, so dass sich möglichst viele Menschen am Ostermarsch beteiligen.
Bitte diskutiert darüber in euren Organisationen und schickt Euer Diskussionsergebnis bis zum 25. Januar 2025 an die DFG-VK Mainz.
Bis zum Stellvertreterkrieg in der Ukraine wurde der Aufruf stets unterschrieben und auch finanziell supportet. 2023 wurde er aufgrund von „Nato-Sprech“ nicht unterschrieben, aber wie bisher war es genehmigt, einen DFV-Infotisch aufzustellen. Schon im letzten Jahr wurde dies jedoch verwehrt.
Trotzdem diskutierten die Freidenker vom Landesverband Rheinland-Pfalz / Saarland erneut, schließlich ist der Aufruf im Kern richtig und wichtig. Ein paar Stimmen:
„Ich finde den Aufruf nicht so gut, dass ich ihn unterzeichnen möchte. Aber wir sollten darum bitten, trotzdem einen DFV-Infostand beim OM Mainz-Wiesbaden machen zu können.“
„Wenn ich ‚russischer Überfall‘ lese – NATO-Sprech vom Feinsten – ist für mich (auch) klar, dass wir das nicht unterschreiben können. Wir gehören nicht zu den Leuten, die einfach unfähig sind zu differenzieren und in ihrer Ignoranz verharren: Die die Vorgeschichte von 2014 ff nicht sehen wollen und wer die Istanbuler Friedensverhandlungen im April 2022 verhindert hat!
Ob ein Info-Tisch von uns möglich ist, sollten wir anfragen.“
Hissen der sowjetischen Fahne auf dem Reichstag in Berlin am 02.05.1945. Demnächst auch als „russischer Überfall“ geframed?
Das Ergebnis der internen Diskussion teilte die Vorsitzende des DFV-Landesverbands Rheinland-Pfalz / Saarland, Monika Krotter-Hartmann der DFG-VK am 29.11.2024 mit (pdf):
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
wir möchten den Ostermarsch unterstützen, daran teilnehmen, uns mit 50,- € beteiligen und einen Freidenker-Infotisch machen.
Den Aufruf werden wir nicht unterschreiben, weil wir Teile seines Inhaltes für falsch halten.
Hinderungsgründe sind für uns insbesondere die Formulierung der „russische Überfall auf die Ukraine“ und die Forderung nach „Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine“, (gemeint sind wahrscheinlich nicht nur die in der Region Charkow). Diese Selenski-konformen Abzugsforderungen tragen wir nicht mit. Das ukrainische Regime hat mehrfach deutlich formuliert, dass nach russischem Truppenabzug Massaker am russland-freundlichen Teil der Bevölkerung im gesamten Donbass, inklusive z.B. Lehrern anstehen.
„Russischer Überfall“ – das ist die NATO-Sprechweise, derer wir uns nicht bedienen wollen.
Wir halten es für notwendig, zu differenzieren und die Vorgeschichte von 2014 ff zu sehen und zu erkennen, wer die Istanbuler Friedensverhandlungen im April 2022 verhindert hat!
Unsere Begründung, den Aufruf nicht zu unterschreiben, bringt Jacques Baud hier auf den Punkt: https://www.youtube.com/watch?v=tReTqfyOKRk (ab 1:09:51). [s. eingebettetes Video unten; Red.]
Demnach ist die Russische Föderation auf der Basis von Artikel 51 UN-Charta im Donbass und in ihrer Schutzverantwortung gegenüber der dortigen russischen Minderheit.
In Zeile 12 des Aufrufs fehlt der deutlichere Hinweis auf die alleinige US-Befehlsgewalt bzgl. der Raketen und Atombomben.
Zum Thema „Rüstungsausgaben“ ist bekannt, dass in Kriegstreiber-Kreisen inzwischen eine 50%-Erhöhung auf 3% vom BIP diskutiert wird. [Unter der neuen US-Regierung von Donald Trump liegt die Forderung inzwischen bei 5%; Red.]
Forderungen nach Aufhebung der Sanktionen, die in erster Linie die Bevölkerungen treffen und den Aufbau und die Entwicklung der betroffenen Länder be- und verhindern und somit die Menschen millionenfach aus ihren Heimatländern vertreiben, sind im Aufruf offensichtlich nicht ausdrücklich erwähnenswert. Diese Wirtschaftskriege sind u. E. ebenfalls strikt abzulehnen.
Wir erwarten nicht, dass Ihr unsere Positionen teilt und sie in Euren Aufruf aufnehmt, wir bitten aber darum, dass Ihr unsere Meinung respektiert und unsere aktive Teilnahme am Ostermarsch Mainz-Wiesbaden toleriert.
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
Wir Freidenker haben uns beim Ostermarsch in Mainz und in Wiesbaden in den vergangenen Jahren mit einem Infotisch beteiligt. Nicht so im Jahr 2024, denn Ihr habt in diesem Jahr den Infotisch von der Unterzeichnung des Aufrufs abhängig gemacht. Wir haben ihn nicht unterzeichnet und hatten keinen Infotisch.
Im Jahr 2025 möchten wir uns wieder aktiv mit Infotisch beteiligen und wir bitten Euch um Eure Zustimmung dafür.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Krotter-Hartmann
Deutscher Freidenker-Verband Rheinland-Pfalz/Saar
Die Antwort war knapp und eindeutig und spiegelt das Narrativ des Mainstreams wider:
Hallo Monika, Hallo Helmut,
im Namen des Mainz-Wiesbadener Ostermarsch-Bündnis teile ich euch mit, dass wir euch keinen Infotisch im Rahmen unserer Kundgebung genehmigen werden. Die Absprachen innerhalb des Bündnisses sehen eine solche Beteiligung nur für Unterstützer des Aufrufes vor. Zudem sind bei uns grundsätzlich Nationalflaggen, Fahnen von kriegführenden Organisationen und kriegsverherrlichende Symbole unerwünscht. Das betrifft auch das Georgsband.
Mit besten Grüßen
Sascha Schmidt
DGB-Gewerkschaftssekretär
Kreisverbandsvorsitzender Wiesbaden-Rheingau-Taunus
Abteilungsleiter „extreme Rechte/Diskriminierung“ [sic! Red.] des DGB Hessen-Thüringen
Freidenker Peter Biebel kommentierte die Antwort der DFG-VK wie folgt:
„Die Reaktion überrascht mich in keinster Weise. Ganz im Gegenteil.
Die Antwort der Gewerkschaft sollte zum Nachdenken anregen. Wir wollten ja deren Aktion als solches Unterstützen, halt nur nicht mit dem Kotau (die Pflichtformulierungen vom „brutalen russischen Angriffskrieg“ oder „völkerrechtswidrigen Angriff“ oder so ähnlich in jeder solcher Abhandlung).
Der Satz….
„Die Absprachen innerhalb des Bündnisses sehen eine solche Beteiligung nur für Unterstützer des Aufrufes vor.“
….zwingt zur Gleichschaltung. Man wird zum Unterstützer nur dann, wenn man den Kotau mitmacht. Eine andere Sichtweise wird nicht zugelassen. Das ist dann auch übertragbar auf andere Sichtweisen, die wir als Freidenker in einer Debatte mit der Gewerkschaft noch hätten, beispielsweise die gesamte Vorgeschichte bis zum 24.02.2022.
Wenn aber andere Meinungen von vornherein ausgeschaltet werden, ist die gesamte Aktion in meinen Augen es nicht mehr wert, überhaupt noch von uns unterstützt zu werden. Auch gut – kann ich mich an Ostern wenigsten ausruhen.“
Die Freidenker aus dem Landesverband Rheinland-Pfalz /Saarland konnten die knappe Absage der DFG-VK denn auch nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen. Ihre Antwort (pdf):
Hallo Sascha !
Danke für die knappe, jedoch sehr formale Begründung, dass ihr einen Info-Tisch von uns Freidenkern ablehnt, weil wir den Aufruf wegen einer NATO-Sprech-Formulierung (Überfall der Ukraine durch die Russische Förderation ) und einer Forderung – die RF soll ihre Truppen aus der Ukraine abziehen – nicht unterschreiben wollen. Ansonsten enthält euer Aufruf ca. 20 Aufforderungen, die wir teilen, gut finden, unterstützen. [siehe pdf: Aufruf Ostermarsch Mainz-Wiesbaden 2025; Red.]
Wenn die Istanbuler Friedensverhandlung im April 2022 erfolgreich gewesen wären, hätte es eine völlig andere Entwicklung gegeben. Aber der Westen, insbesondere die USA, GB und Teile der EU haben die folgende Friedenslösung abgelehnt. RF: Rückzug der russischen Truppen auf die Frontlinie Februar 2022 – UK: Sie verzichtet im Gegenzug auf einen NATO-Beitritt und auf die Stationierung von westlichen Truppen und Raketenbasen. (Das wäre im Sinne eurer Forderung: ‚Nein zur NATO-Osterweiterung‘ gewesen, oder ?)
Es ist die Haltung der USA, GB und die Haltung von Teilen der EU, die zu dieser Lage führten – Russland unbedingt schwächen und der RF eine strategische Niederlage beibringen zu wollen. Dies ist sehr bedauerlich für die Menschen in der Ukraine und für die Soldaten auf beiden Seiten. Aber nicht die RF bzw die russische Regierung unter Präsident Putin tragen dafür die Verantwortung.
Wir Freidenker treten in unserer über 100-jährigen Geschichte für Frieden und eine Welt ohne Kriege ein. (Berliner Erklärung 1994)
Es verwundert uns schon, dass ihr hehre, sehr zustimmungswürdige Ziele formuliert, aber den Imperialismus der NATO anscheinend hinnehmt und in einer Täter-Opfer-Umkehr die an den Pranger stellt und angreift, die sich dagegen wehren.
Deutscher Freidenker-Verband, Landesverband Rheinland-Pfalz/Saar
gez.
Monika Krotter-Hartmann Helmut Schmidt
Landesvorsitzende Stellv. Landesvorsitzender
Januar 2025
Nun ist dies kein alleiniges Problem der Veranstalter des Ostermarschs in Mainz-Wiesbaden. Der „Nato-Sprech“ zieht sich überall durch. So auch beim Aufruf zum saarländischen Ostermarsch durch das FriedensNetzSaar: Die Saarländer, welche auch eine Aufforderung zur Teilnahme geschickt hatten, haben zwar im Aufruf selbst (pdf) keine „schrägen“ Formulierungen…
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!
In diesem Jahr wird immer deutlicher: Wir leben im gefährlichsten Jahrzehnt seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Gefahr, in einen atomaren Abgrund zu taumeln oder durch einen konventionellen Krieg umzukommen, ist real. An dieser Weggabelung stehen wir für eine friedliche und solidarische Welt der gemeinsamen Sicherheit, Solidarität und Nachhaltigkeit für alle Menschen.
Wir sagen Nein zur Aufstellung neuer Mittelstreckenwaffen in Deutschland und Europa!
Am Ostermarsch 2025 wollen wir ein Zeichen setzen für ein Ende der Gewalt, für eine Politik der Entspannung und Kooperation. Das Motto wird diesmal lauten:
Friedensfähig statt kriegstüchtig!
… aber auf ihrer Seite „Selbstverständnis des FriedensNetz Saar“ vom April 2023 steht:
3) Wir verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands und sehen die besondere Verantwortung der russischen Regierung zur Beendigung des Krieges. Grundlage für Verhandlungen können die Vereinbarungen von Minsk und umfassende Sicherheitsgarantien für alle Beteiligten sein.
10) Die Friedensbewegung darf niemals gemeinsame Aktionen mit Feinden der Demokratie, der Gewerkschaften oder von in der Gesellschaft breit getragenen wissenschaftlichen Erkenntnissen durchführen oder diese Kräfte zu ihren Aktionen einladen. Niemals gemeinsam mit rassistischen, antisemitischen Gruppierungen, Nazis oder Anhängern von Verschwörungstheorien.
Vielleicht sind sie ja inzwischen einsichtiger geworden, denkt sich der Friedensfreund so, aber wenn man sich dann deren „Aufruf zur Mahnwache gegen neue Mittelstreckenraketen“ am 18.01.25 durchliest, wird einem ganz anders bei diesem Absatz:
Wir bleiben dabei, Konflikte und Rivalitäten nicht militärisch zu lösen, sondern alles zu tun, Kriege zu vermeiden oder zu beenden. Dieser Aufgabe darf sich niemand entziehen. Es ist unverständlich, dass die Chance das kriegsverbrecherische Regime in Russland durch friedliche Mittel konsequent zu schwächen, kaum genutzt wurde.
Und auch im „Offenen Brief an alle Kandidierenden zur Bundestagswahl 2025“, auf den das FriedensNetzSaar verweist, findet sich wieder die Formulierung:
Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Aufrüstung in Ost und West befeuert und gefährdet den Frieden in ganz Europa.
Immerhin hat das FriedensNetzSaar den Freidenkern keinen Infotisch verwehrt. Da kann man ja schon fast dankbar sein…
Infostand des DFV 2024 in Torgau auf dem Marktplatz
Einer der Schwerpunkte des Freidenker-Verbands ist Aufklärung. Man darf nicht nachlassen, die Spaltung durch Informationsvermittlung zu überwinden helfen. Die Freidenker tun dies nach Kräften. Als Einzelperson muss jeder Freidenker selbst entscheiden, ob er oder sie sich von diesen Nato-affinen Formulierungen und Gedankengängen von der Teilnahme an den Ostermärschen abschrecken lässt und das (überlebens-)wichtige Friedens-Thema dann der „mainstreamigen Friedensbewegung“ überlassen will. Vielleicht besteht bei einer aktiven Teilnahme ja gerade die Möglichkeit für einen Diskurs in der Menge, die den einen oder anderen Ostermarschierer zum Nachdenken bringt.
Freidenkerin Sonja Gottlieb singt 2023 beim Ostermarsch in Mainz
Gedankenfutter, Anregung zum Gedankenaustausch und Argumentationshilfe hierzu bieten aktuelle Artikel wie:
„Die Vorstellung, deutsche Politik sei ‚links‘, ‚links-grün-versifft‘ oder gar ‚sozialistisch‘, hält sich hartnäckig und führt zu einem sprachlichen und inhaltlichen Verlust linker Ideen.“
„Der Stellvertreterkrieg in der Ukraine führt auch im Westen zu höchst merkwürdigen Verwerfungen. Nicht wenige stramme Linke (oder sich als solche Definierende) plädieren plötzlich, in trauter Einheit mit konservativen Scharfmachern, für den Einsatz westlicher Waffensysteme gegen Ziele in Russland – inklusive Taurus-Marschflugkörpern! – Sie dazu zu bringen, ist viel leichter als man denkt: Man muss sie nur richtig ködern.“
Ganz im Sinne der Freidenker entsteht womöglich auch eine (notwendige) Debatte, wie sich in der Replik auf den Artikel von Leo Ensel durch den deutsch-russischen Rechtsanwalt und ehemaligen Politiker der Partei „Die Linke“ andeutet:
„Warum stellen sich deutsche Linke in beträchtlicher Zahl auf die Seite der NATO-Kriegstreiber und des westlichen Imperialismus? Einen Erklärungsversuch formulierte diese Woche Leo Ensel, unser Autor aber meint: Die Linken sind intellektuell verwahrlost, denn für all das muss man schon sehr dumm sein.“
Weitere Informationen finden sich in den zahlreich vorhandenen Schriften und Vorträgen von Freidenkern (und Unterstützern). Hier einige Beispiele:
„Wenn Wüterich Kiesewetter, Strack-Rheinmetall oder Panzertoni Hofreiter von Friedensdemonstrationen nicht erbaut sind, verwundert das ebensowenig wie beim Bundeskanzler, für den die Demonstranten ‚gefallene Engel aus der Hölle‘ sind oder seinem ‚Verteidigungs‘-Minister, der Deutschland lieber kriegstüchtig als friedensfähig sehen will. Doch wenn eine Organisation, die lange für einen Teil der Friedensbewegung gehalten wurde, ins gleiche Horn stößt, ist das von ganz anderer Qualität…“
„Die traditionelle Friedensbewegung schließt sich der NATO-Verurteilung Russlands wie dem Klimarettungs-Narrativ des WEF an. In ihren Aufrufen verschweigt sie, dass sich inzwischen eine unabhängige Friedensbewegung entwickelt hat, die bundesweit eigene Ostermärsche organisiert. Ausdrücklich will sich diese nicht für ‚transatlantische Interessen‘ kapern lassen.“
„In den letzten Jahren ist es zunehmend üblich geworden, Menschen und Proteste als ‚rechts‘ zu etikettieren, wenn sie sich gegen den ‚Mainstream‘ oder den Kurs der Regierung wenden. Wer zur Zuwanderung, den ‚Corona-Maßnahmen‘, zum ‚Klima‘ oder dem Heizungsgesetz, zu den Kriegen in der Ukraine oder in Palästina eine eigene Meinung vertritt, die nicht den Vorgaben der Herrschenden huldigt, sieht sich schnell ausgegrenzt, geächtet, in seiner beruflichen und sozialen Existenz bedroht, gar strafrechtlicher Verfolgung wegen ‚Meinungsdelikten‘ ausgesetzt…“
„Wenn Kritik an der Unterstützung des Stellvertreterkriegs gegen Russland aus Sicht vermeintlicher ‚Linker‘ politisch ‚rechts‘ sein soll, wirft das Fragen nach deren geistiger Verfassung auf. Tatsächlich geht es heute bei den Begriffen ‚links‘ und ‚rechts‘ drunter und drüber. Und das ist Absicht.
Klaus Hartmann, der langjährige Bundesvorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes, hatte letzten Monat in der Edelsteinstadt Idar-Oberstein zu diesem politisch hochbrisanten Thema einen spannenden und profunden Vortrag gehalten…
Hartmann ist es in den letzten drei Jahrzehnten gelungen, den Deutschen Freidenker-Verband weitgehend intakt durch die gefährlichen Klippen und politischen Untiefen der ‚neuen Normalität‘ zu steuern, angefangen mit den Versuchen zur politischen Delegitimierung der DDR, über die unprovozierte völkerrechtswidrige NATO-Aggression gegen Jugoslawien, über die nachfolgenden ‚humanitären‘ Kriege gegen Afghanistan, den Irak, Libyen und Syrien bis hin zur Klima-Hysterie, COVID-Panikmache, Ukraine-Krieg und Anti-Russen-Hetze. Viele einst linke Organisationen, wie zum Beispiel die Antifa oder große Teile der Partei ‚Die Linke‘, sind an diesen Klippen zerschellt. Zwar musste auch der Freidenker-Verband in den ‚großen Verwirrungen‘ einige Federn lassen, aber letztlich ist er gestärkt aus diesen Krisen hervorgegangen.“
von Monika Krotter-Hartmann
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
gestern noch habe ich am Telefon einer Genossin gegenüber geklagt: „Der Westen schweigt still über den Völkermord in Palästina“, heute habe ich die beiden Videos gesehen, die eine Friedensfreundin verbreitet hat (s.u.).
Es gibt Proteste auch im Westen, sie werden in unseren Nachrichten unterdrückt. Stellt Euch vor, sie würden jeden Abend über den Bildschirm flimmern und für Unruhe sorgen!
Vielen Dank an Doris, an alle Autoren, die nicht schweigen, wie Evelyn Hecht-Galinkski, an alle Freidenker, die schreiben, an alle Freigeister und Friedensgruppen, die auf die Straße gehen!
Die beiden kurzen Videos dauern jeweils ca. 2 Minuten.
(In Replik auf diese Zeilen wurde ein Vorfall auf dem Weihnachtsmarkt in Darmstadt geschildert, hier dargestellt.)
Die letzte Presseerklärung des US-Außenministers Antony Blinken hat am Donnerstag für Aufregung gesorgt. Der US-Journalist Max Blumenthal vom Nachrichtenportal „The Grayzone“ sowie der jordanisch-palästinensisch-amerikanische Autor und politische Aktivist Sam Husseini haben Blinken wegen der US-Unterstützung für Israels Krieg in Gaza nacheinander zurechtgewiesen.
„Wie konnten Sie den Holocaust unserer Zeit zulassen?“, rief Blumenthal Blinken zu.
„Warum sind Sie nicht in Den Haag?“, sagte wiederum Husseini, als er vom Sicherheitsdienst gewaltsam abgeführt wurde.
Bei einer Nahost-Konferenz der US-Denkfabrik Atlantic Council in Washington D.C. wurde US-Außenminister Antony Blinken am Dienstag zweimal hintereinander von pro-palästinensischen Aktivisten unterbrochen. Der US-Außenminister wollte gerade über einen Plan für den Wiederaufbau und die Verwaltung des Gazastreifens nach dem Krieg zu sprechen, da ein Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint.
Eine Aktivistin wies auf die Verantwortung von Blinken für den Tod Tausender unschuldiger Zivilisten hin und sagte, man werde ihn als ‚Blinken den Blutigen‘ in Erinnerung behalten. Eine andere Aktivistin rief, bevor sie vom Sicherheitsdienst abgeführt wurde: „Ihre Politik für den Nahen Osten – töten, töten und töten, genau wie die Israelis sagen!“
„Die Proteste werden unterdrückt und zusätzlich werden friedliche Gesten und Veranstaltungen verleumdet. Wer Frieden für alle Menschen will, wird als ‚Antisemit‘ gebrandmarkt und diffamiert. So auch in Darmstadt geschehen. Da fand am Sonntag, dem 15.12.2024, ein Weihnachtsmarkt im Gemeindehaus der Michaelsgemeinde statt im Sinne der weihnachtlichen versöhnlichen Gesten, die ja sonst gern in den MSM beschworen werden.
Ich war dort, um mich von einigen Freunden zu verabschieden. War nix revolutionär Politisches, außer dass einige Leute mit Palästinensertüchern dort waren. Ansonsten bunt gemischte Gemeinschaft, friedliebende Menschen, Kinder. Keine politischen Diskurse nichts dergleichen.
Danach die Verleumdung von einem Typen namens Boie in der NZZ¹, irgendein abgehalfterter Presstituierter, der nicht mal vor Ort war. Nichts von dem, was er beschrieb, hatte dort stattgefunden, war auch wie gesagt, eher weihnachtlich-friedlich, keine politische Kundgebung. Er meinte, dort wären ja die Kampfsymbole der Hamas verherrlicht worden, so habe er verschiedentlich das rote Dreieck gesehen, das ja eindeutig für Militanz spreche. Kann sein, dass das dort auch irgendwo vorkam, aber das war eine nebensächliche Erscheinung. Und daraus wurde dann das Riesentheater aufgezogen.
Wir haben alle an die NZZ geschrieben, jeder auf seine Weise, und protestiert. Das Darmstädter Friedensbündnis hat einen hervorragenden Beitrag geschrieben, den ich hier mal anhänge (Offener Brief zum Weihnachtsmarkt der Michaelsgemeinde Darmstädter Friedensbündnis). Trotzdem ist natürlich nichts zurückgenommen worden.
Der Pastor der Michaelsgemeinde hat Riesenprobleme bekommen und kann dem leider nicht die Stirn bieten. Der Oberbürgermeister von DA hat widerliches Zeug geschwafelt usw. usf.
Inzwischen hat Patrik Köbele von der DKP in einem anderen Zusammenhang (Verfolgung durch die Polizei bei der Luxemburg-Liebknecht-Konferenz in Berlin) etwas über die Geschichte des roten Dreiecks gesagt: Das rote Dreieck war das Kennzeichen, das die Faschisten in den Konzentrationslagern den politischen Häftlingen verpassten. Nach der Befreiung trugen die antifaschistischen Widerstandskämpfer ihre Uniformen mit dem roten Keil als Ehrenauszeichnung. Und nun soll ausgerechnet das Symbol des politischen Kampfes gegen den Faschismus verboten werden.
Ja, es sind verdammte Zeiten. Wenig Hoffnung.“
Julia²
Nachtrag: „Was mich schon ratlos und auch etwas wütend macht, ist, dass so gar niemand auf die Herkunft des roten Dreiecks eingeht. Wohlgemerkt, ich bin kein Verfechter von Symbolpolitik und so. Aber sich alles gefallen lassen und nicht mit der bekannten Historie zurückzuschlagen, das verstehe ich nicht. Auch die Darmstädter verteidigen sich eher, als dass sie „angreifen“ in dem Sinne, auf die weihnachtlichen Traditionen und Werte hinzuweisen. Wie kann man sich so in die Enge treiben lassen und sich quasi entschuldigen, dass man für Frieden ist???“
Die KZ-Häftlinge mussten die Winkel auf der Kleidung tragen (KZ Sachsenhausen, 1938). Foto: NARA
Evelyn Hecht-Galinski: Antisemitismus‑Verdacht Razzia gegen hessischen Verein „Palästina e.V.“
s. auch Pressestelle der Landesregierung Hessen (auf hessen.de): Durchsuchungen gegen den hessischen Verein „Palästina e.V.“
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
bei der LL-Konferenz sind wir in diesem Jahr wieder mal mit einem Freidenker-Infotisch vertreten und am Sonntag wie immer mit einem Infotisch auf dem Weg zur Gedenkstätte der Sozialisten.
Danach laden die Freidenker zu einer Veranstaltung ins Café Sibylle ein:
Wann / Wo:
Am Sonntag, den 12. Januar 2025 um 14 Uhr
im Café Sibylle
Karl-Marx-Alle 72, 10243 Berlin
Nachlese zum Liebknecht-Luxemburg-Wochenende 2025
Giordano Bruno (Wikimedia Commons)
Rückblick – dann fangen wir mal von hinten an: Wir Freidenkerinnen und Freidenker aus Rheinland-Pfalz/Saar trafen uns vor wenigen Wochen, am Sonntag, den 27.10.2024 zur Jahresmitgliederversammlung in Idar-Oberstein. Der Freidenker und Integrationsbeauftragter Kirner Land Joachim Kullmann hielt einen Vortrag „Einwanderung oder Migration“.
Helmut Schmidt gedachte unserer im vergangenen Jahr verstorbener Mitglieder Dieter Müller aus Bernkastel-Kues und Milli Bauer aus Idar-Oberstein.
Monika gab einen Jahresrückblick, sie berichtete über die Treffen des Landesvorstands und die Teilnahme von Freidenkern an den Ostermärschen in Saarbrücken und Kaiserslautern, bei der Aktion Stopp Ramstein mit einem gut besuchten Infotisch auf dem Bahnhofsvorplatz. Ein Höhepunkt war die Veranstaltung über die Rolle des US-Militärs in der Region am 07.06.2024 in Idar-Oberstein mit Karl-Heinz Peil als Referent. Sabiene Jahn hat eine gelungene Videoaufnahme davon gemacht, die auf unserer website zu sehen ist.
In Kooperation mit dem DFV hat die „Tribüne Neustadt“ eine Lesung von Uli Gausmann am 23.03.2024 über Alternative Wirtschaft organisiert. Dabei sind Kontakte entstanden, die zur Teilnahme des DFV beim „Fest der Initiativen“ in Neustadt a.d. Weinstraße geführt haben.
Heinz Mauelshagen und Uli Lenz berichteten von der Zusammenarbeit mit dem Nachdenkseiten Gesprächskreis Dietz-Limburg-Camberg. Die Veranstaltungen finden mit Unterstützung von Aufstehen Diez-Limburg, der Jenny-Marx-Gesellschaft und dem DFV-Rheinland-Pfalz/Saar statt. Hier sprach am 19.01.24 Patrick Baab über sein Buch „Auf beiden Seiten der Front“, am 24. Mai 2024 Dr. Bernd Hontschik „Erkranken schadet Ihrer Gesundheit – Eine gesundheitspolitische Tragödie“ und am 30.08.2024 Reiner Braun „Wiesbaden als Frontstadt – Der Krieg kommt vor unsere Haustüre“.
Die Veranstaltungen von Koblenz im Dialog (KiD) werden von Sabiene Jahn organisiert und durch den DFV unterstützt. Heinz Mauelshagen hat die Aufgabe übernommen, dort immer einen DFV-Infotisch anzubieten. Am 10.03. mit Wilhelm Domke-Schulz „Gekaperte Revolutionen – Was wir am Beispiel DDR und UKRAINE lernen können, im Deinhard Sektmuseum, am 24.03.2024 mit Jacques Baud „Geheimdienst im Dienst der Macht“, am 16.06. Jonas Tögel „Kognitive Kriegsführung“, am 25.08. Tom-Oliver Regenauer und am 15.11.2024 mit Florian Warweg. Infos dazu findet Ihr auf der website des DFV-RPS.
In der Kulturwerkstatt Beckingen fand am 17. Nov. 2024 eine Diskussionsveranstaltung mitKlaus Hartmann statt „was ist rechts – was links“, mit musikalischer Begleitung von Sonja Gottlieb.
Auf Anregung von Monique Broquard wurde der Internet-Auftritt des DFV-RPS durch die aktive Unterstützung von Regine Dreher sehr verbessert. Wir haben heute eine sehr lebendige und aktuelle website.
Alle Mitglieder des Landesvorstands sowie die beiden Revisoren waren wieder bereit zu kandidieren. Karin Gottlieb bat darum, sie von ihrer Funktion als Stellvertretende Landesvorsitzende zu entbinden, sie steht aber für den Vorstand weiterhin zur Verfügung. Heinz Klein musste die Schriftführung aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, aber auch er war bereit, im Vorstand weiterhin mitzuarbeiten. Wahlergebnis: Vorsitzende: Monika Krotter-Hartmann, Stellvertr. Vorsitzender und Kassierer: Helmut Schmidt, Schriftführer: Gerhard Broquard, weitere Mitglieder im Vorstand: Karin Gottlieb, Heinz Klein und Georg Möller. Revisoren: Joachim Kullmann und Berthold Schmidt. Alle Wahlen erfolgten einstimmig.
Weitere Mitglieder wurden gefragt, ob sie im Vorstand mitarbeiten wollten. Das war nicht der Fall, sie möchten weiter ihre Arbeit machen (die Website und die Infotische in Koblenz und Neuwied), aber nicht für den Landesvorstand kandidieren. Wir danken Karin Gottlieb für ihre Arbeit als Stellvertretende Landesvorsitzende, die sie über Jahrzehnte hinweg sehr engagiert, vorausschauend und umsichtig gemacht hat! Wir danken auch Heinz Klein für seine langjährige Arbeit als Schriftführer.
Am 30.05.2025 findet zum Anlass 500 Jahre Bauernkriege eine Thomas-Müntzer-Tagung des DFV-Thüringen und im Anschluss daran am 31.05./01.06.2025 der Verbandstag des DFV in Bad Frankenhausen statt.
Der Freidenker-Liedersommer 2025 ist noch nicht fest geplant.
Die Magdeburger Friedenstage werden auch von Freidenkern mitorganisiert: Diese haben mitgeteilt, dass bei den Magdeburger Friedenstagen am 06.09.2025 ein Block für den Freidenker-Liedersommer angeboten werden kann.
Helmut Schmidt steht mit Werner Rügemer im Kontakt, wegen einer Freidenker-Stadtführung in Köln im Jahr 2025.
„Die Wahrheit ändert sich nicht, weil sie von der Mehrheit der Leute geglaubt oder nicht geglaubt wird.“
Giordano Bruno
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
danke für Euer Engagement, bleibt aufmerksam, bleibt geschlossen und gebt keinen Euresgleichen auf. Wir wünschen Euch schöne Feiertage und alles Gute für das Neue Jahr!
Karin Gottlieb, Helmut Schmidt und Monika Krotter-Hartmann
Dezember 2024
Jahresabschlussbrief 2024 (pdf)
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